Arbeit in Deutschland wird wieder teurer

Berlin · Deutschland galt über Jahre als Land, das im internationalen Wettbewerb mit geringen Arbeitskosten punkten will. Das scheint vorbei. Im europäischen Vergleich haben die Löhne zuletzt deutlich zugelegt.

Mäßige Löhne, das war einmal. Die Arbeitskosten in Deutschland legen wieder stärker zu als im Durchschnitt der 28 EU-Staaten. Das geht aus einer Untersuchung des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervor, die gestern in Berlin veröffentlicht wurde. Zu den Arbeitskosten zählen Sozialversicherungsbeiträge, Aufwendungen im Krankheitsfall, aber überwiegend die Löhne. Und die sind schon seit einiger Zeit kräftig im Aufwind. Laut IMK legten sie im ersten Halbjahr 2015 mit drei Prozent "deutlich stärker als zuvor" zu. Im Schnitt der gesamten EU waren es nur 2,2 Prozent, im Euro-Raum nur 1,7 Prozent.

Deutschland galt lange als Musterland für eine immer wettbewerbsstärkere Wirtschaft, wobei die Löhne zunehmend hinter der Produktivität hinterherhinkten. Zur Trendwende dürfte der seit Jahresbeginn geltende Mindestlohn von 8,50 Euro beigetragen haben. Von dieser Vorgabe haben insbesondere Beschäftigte im Dienstleistungsbereich profitiert. Im europäischen Vergleich ist aber immer noch viel Luft nach oben. Die Arbeitskosten für die privaten Unternehmen summierten sich im vergangenen Jahr auf 31,90 Euro pro Arbeitsstunde. Damit belegt Deutschland aber nur den achten Platz in der EU. Spitzenreiter ist Dänemark mit 42,10 Euro, Schusslicht Bulgarien mit 3,80 Euro.

Unterschiede gibt es nach Sektoren: Im deutschen verarbeitenden Gewerbe lagen die Arbeitskosten im vergangenen Jahr mit 37 Euro pro Stunde deutlich über dem Schnitt des Euro-Raums von 31 Euro. Im privaten Dienstleistungssektor blieben sie mit 29,10 Euro hinter dem Euro-Raum (27,90 Euro) zurück.

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