Wassermangel Experten raten zu Übungen für die Notversorgung

Berlin · 125 Liter Wasser braucht jeder Deutsche pro Tag, 4000 bis 5000 Liter pro Einwohner werden zusätzlich in der Produktion und Tierhaltung genutzt. Was, wenn der Nachschub versiegt? Der Dürre-Sommer sei Anlass genug, die Notversorgung mit Wasser wieder zu üben, meint der Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen (BSKI).

Tatsächlich haben die Behörden in Sachen Wasser bisher nur Deichbrüche oder Sturmfluten im Blick. 2015 sollte eine überregionale Katastrophenschutz-Übung stattfinden. Sie wurde aber wegen der Überlastung der Innenbehörden durch die Flüchtlingskrise abgesagt. Gasmangel mitten im Winter ist im November das Thema der diesjährigen Großübung, 2020 folgt die Simulation eines Cyberangriffs auf die Stromversorgung. „2022 könnte man sich Wasser vornehmen“, meinte Katastrophen-Experte Hans-Walter Borries vom BSKI.

Zwar gebe es in den Schubladen der Behörden Pläne für die Notversorgung, doch seien sie praktisch nie benutzt worden. Auch müssten sie heutigen Bürgerwünschen angepasst werden, „damit die Notwendigkeit von Verboten, wie zum Beispiel des Gartensprengens oder des Autowaschens, als solche verstanden und reibungslos akzeptiert wird“. Es gebe je 20 000 Einwohner überall Trinkwassernotbrunnen, deren Zustand überprüft und deren Aktivierung geübt werden müsse. Auch müsse man die Verteilung an die Menschen organisieren, vor allem in Ballungsgebieten. „Dass die geduldig mit Eimern Schlange stehen, ist nicht zu erwarten.“ Krankenhäuser bräuchten Klarheit, woher sie im Notfall Wasser bekämen. Die Feuerwehren müssten auf sichere Reserven zurückgreifen können. Auch die Entwässerung könne Probleme bereiten: Wenn die Abwasserleitungen nicht mehr ausreichend durchspült würden, könnten sie verstopfen oder Ratten sich stark vermehren. Und Klärwerke ausfallen. 

Der BSKI ist ein neu gegründeter Verband von Experten, der auf Schwachstellen der Infrastruktur hinweisen und Lösungswege anbieten will. Als empfindlichste Stelle für Deutschland gilt auch dem BSKI die Stromversorgung. Ein längerer Blackout hätte auch Rückwirkungen auf die Wasserversorgung: Wassertürme gibt es in Deutschland kaum noch, der Wasserdruck wird mit elektrischen Pumpen aufrechterhalten.

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