Alle deutschen Auto-Hersteller fallen bei neuem Abgastest auf

Berlin · Nicht nur Volkswagen hat ein massives Abgas-Problem. Auch andere deutsche Auto-Bauer sind bei einem staatlich angeordneten Test unangenehm aufgefallen. Jetzt steht eine beispiellose Rückruf-Aktion an.

Die deutsche Auto-Industrie rutscht wegen alarmierend hoher Abgaswerte immer tiefer in eine Vertrauenskrise. Der Einsatz einer Betrugs-Software zur Manipulation von Emissionswerten ist zwar weiterhin nur bei VW nachgewiesen. Nach einer Messung bei mehr als 50 Diesel-Modellen verschiedener Hersteller müssen aber auch andere Firmen ihre Fahrzeuge zurückrufen, um die Technik nachzubessern. Betroffen sind alle deutschen Hersteller außer BMW , zudem ausländische Firmen wie Renault , Suzuki und Hyundai .

Nach Angaben von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) sollen rund 630 000 Pkw in die Werkstätten. Bei den betroffenen Modellen von Audi , Mercedes, Opel , Porsche und VW müsse die Technik zur Abgasreinigung bei bestimmten Temperaturen geändert werden. Die Firmen hätten eine "Optimierung" zugesagt, so Dobrindt. Bei BMW wurden zwar ebenfalls deutlich höhere Schadstoffwerte als bei Prüfstand-Tests ermittelt. Nach Einschätzung der Prüfer lässt sich das aber mit einem "Bauteil-Schutz" erklären. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD ) warf den Herstellern vor, gegen EU-Vorschriften verstoßen zu haben. Die Abgasreinigung sei auch in "normalen Betriebssituationen" ausgesetzt worden. Erlaubt ist das jedoch nur unter bestimmten Bedingungen.

Scharfe Kritik übten die Grünen. Dass die Bundesregierung "keine wirklichen Konsequenzen aus dem Abgas-Skandal zieht, kommt einem Staatsversagen gleich", sagte deren Experte Oliver Krischer. Die Verbraucherschutzminister von Bund und Ländern fordern, die Klagemöglichkeiten von Kunden zu verbessern. So ermögliche ein Recht auf Musterklagen , dass Gerichte Schadenersatz-Ansprüche stellvertretend für viele Betroffene prüfen. Auch die Möglichkeit von Sammelklagen soll erweitert werden.

Bei VW verursacht die Abgas-Affäre den größten Verlust der Konzerngeschichte: Das Ergebnis für 2015 liegt bei minus 1,6 Milliarden Euro. Die Boni der Vorstände sollen dennoch nur vorübergehend gekürzt werden. > e, Meinung

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