Sucht Alkohol bleibt Volksdroge Nummer Eins

Berlin · Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat die aktuelle Suchtbilanz vorgelegt. Demnach ist der Cannabis-Konsum in Deutschland gestiegen.

 7,8 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Menge. Pro Jahr sterben 74 000 Menschen an den Folgen, heißt es in der aktuellen Suchtbilanz der Bundesregierung.

7,8 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Menge. Pro Jahr sterben 74 000 Menschen an den Folgen, heißt es in der aktuellen Suchtbilanz der Bundesregierung.

Foto: dpa/Alexander Heinl

Legale Drogen wie Alkohol und Tabak richten trotz rückläufigen Gebrauchs nach wie vor deutlich größere gesellschaftliche Schäden an als der Konsum illegaler Rauschmittel. Das stellte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), am Freitag bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts klar. SZ-Korrespondent Stefan Vetter hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Wie steht es um den Alkohol-Konsum?

7,8 Millionen Menschen in Deutschland, also gut neun Prozent der Gesamtbevölkerung, konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Menge. Bei Frauen sind das mehr als zwölf Gramm Reinalkohol pro Tag, bei Männern mehr als 24 Gramm. Zum Vergleich: Ein kleines Bier enthält knapp 13 Gramm Reinalkohol, ein Glas Wein 8,8 Gramm und ein kleiner Schnaps rund sechs Gramm Reinalkohol. Am meisten wird in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen zur Flasche gegriffen. Insgesamt ist der Konsum aber rückläufig. Von den Zwölf- bis 17-Jährigen zum Beispiel geben aktuell zehn Prozent an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken. Im Jahr 2005 waren es noch fast 19 Prozent. Schätzungen zufolge sterben in Deutschland pro Jahr bis zu 74 000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums. Allein durch Unfälle wegen Trunkenheit entstand in den Jahren 2010 und 2014 ein Schaden von fast 7,8 Milliarden Euro.

Was sagt der Bericht zum Thema Rauchen?

Die Bundesbürger greifen immer weniger zur Zigarette – besonders die jüngeren. 2001 qualmten in der Altersgruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen noch knapp 28 Prozent, aktuell sind es weniger als zehn Prozent. Unter den erwachsenen Frauen ging die Quote seit 2010 von 26,2 auf 20,8 Prozent zurück. Bei den Männern reduzierte sich der Anteil der Raucher von 33,9 auf 27 Prozent. Aktuell gelten 4,8 Millionen Erwachsene bis 64 Jahre als nikotinabhängig. Schätzungen zufolge sterben jährlich rund 120 000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Die Kosten für die Behandlung von Krankheiten und Beschwerden im Zusammenhang mit dem Tabakkonsum belaufen sich auf gut 25 Milliarden Euro jährlich. Das ist deutlich mehr als das Aufkommen aus der Tabaksteuer (2016: 14,19 Milliarden Euro).

Was ist mit den illegalen Drogen?

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 1333 Todesfälle durch Heroin, Kokain und andere illegale Substanzen von der Polizei registriert – neun Prozent mehr als 2015. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit der synthetischen Substanz Crystal Meth stieg von 24 auf 26. Ein weiteres Problem sind psychoaktive Stoffe, so genannte Legal Highs, die zum Beispiel als „Badesalze“ oder „Reiniger“ angeboten werden. Knapp drei Prozent der 18- bis 64-Jährigen haben solche Stoffe schon mindestens einmal konsumiert.

Welchen Trend gibt es bei Cannabis?

 Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

Foto: dpa/Soeren Stache

Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Tendenz steigend. 2015 griffen 7,3 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen darauf zurück. Nach einem Rückgang in den Jahren 2004 und 2001 entsprach das zuletzt einem Zuwachs von zwei Prozentpunkten. Die Zahl der Cannabis-Konsumenten im Alter von 18 bis 64 Jahren wird aktuell auf 3,1 Millionen geschätzt – so viele wie zuletzt 2003. Die Drogenbeauftragte Mortler warnte eindringlich davor, Cannabis zu unterschätzen. Das sei kein harmloses Genussmittel, allein schon deshalb, weil der Wirkstoffgehalt heute viermal höher sei als noch vor einigen Jahrzehnten, so Mortler. Cannabis könne Angstzustände und negative Folgen für die Hirnentwicklung auslösen.

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