Zentralrat der Muslime Mazyek fordert ein klares Bekenntnis zum Grundgesetz

München/Berlin · Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, fordert Muslime in Deutschland auf, sich deutlich zu den demokratischen Grundwerten des Landes zu bekennen. „Wir haben ein fantastisches Grundgesetz, und auf dieser Basis müssen wir uns bewegen, was Partizipation, was Gleichstellung und Teilhabe der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland angeht“, sagte Mazyek dem Radiosender Bayern2 vor dem gestrigen Auftakt der Deutschen Islam-Konferenz in Berlin.

 Aiman Mazyek ist der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland.

Aiman Mazyek ist der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland.

Foto: Soeren Stache/dpa/Soeren Stache

Bei der Integration von Muslimen laufe „bereits vieles sehr gut“, viele würden sich auch auf der Straße „für Demokratie, für die Freiheit, für unsere Werte“ einsetzen, sagte der Vorsitzende des in Köln ansässigen Zentralrats. So hätten auch viele Muslime an den „unteilbar“-Demonstrationen teilgenommen: „Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft und wir lassen uns nicht von den Ewiggestrigen, von Extremisten, übrigens auch muslimischen Extremisten, auseinanderdividieren“, sagte Mazyek.

Zu Moscheen, in denen Hass auf die deutsche Demokratie gepredigt wird, sagte Mazyek: „Die haben in unseren Reihen sowieso nichts zu suchen.“ Man müsse Menschen, die so denken, „für uns gewinnen“  – dazu müsse aber die islamfeindliche Stimmung im Land abgebaut werden, denn diese sei Wasser auf die Mühlen der Islamisten. So könnten Extremisten den Muslimen suggerieren, Deutschland sei gegen sie: „Was natürlich gelogen ist und nicht stimmt.“

Mazyeks Verband spricht allerdings nur für einen ganz kleinen Teil der Muslime in Deutschland. Einen zentralen Ansprechpartner für alle Angehörigen der Glaubensgemeinschaft gibt es nicht. Vor diesem Hintergrund forderten Politiker mehr Klarheit im Dialog mit den in der Bundesrepublik lebenden Muslimen: Der Staat brauche im Dialog mit dem Islam einen festen Ansprechpartner, finde ihn aber nicht, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zum Auftakt der Deutschen Islam-Konferenz. „Ich bin ratlos, warum das so ist“, sagte der Minister an die Adresse der Islamverbände.

Ähnlich äußerte sich zuvor in der „Bild“-Zeitung die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU): „Der Staat braucht einen Ansprechpartner auf muslimischer Seite, wie wir ihn bei anderen Religionsgemeinschaften – etwa mit dem Zentralrat der Juden – haben.“ Ein Moscheeregister könne eine Übersicht darüber geben, wo muslimisches Leben in Deutschland stattfinde.

Der Kandidat für den CDU-Vorsitz Jens Spahn nannte es in der „Rheinischen Post“ problematisch, dass es keine zentrale Institution gebe, die auch für säkulare und liberale Muslime sprechen könne. Die bestehenden Verbände, so der Bundesgesundheitsminister, sollten sich darüber hinaus unabhängig von finanziellen Zuwendungen oder Einflüssen aus dem Ausland machen.

Derzeit erfüllt nach Ansicht des Grünen-Politikers Cem Özdemir kein Islamverband die Voraussetzungen für eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Wer dies wolle, müsse zuallererst das Grundgesetz als Leitfaden für das Zusammenleben anerkennen, sagte Özdemir der „Welt“: „Ich möchte, dass sich auch muslimische Schüler in deutschen Schulen das Wissen über ihre Religion in einem freien Diskurs aneignen und es kritisch hinterfragen können.“

Mit Blick auf eine mangelhafte islamische Interessenvertretung richtete Mazyek Vorwürfe an die staatliche Seite. Die Bundesländer täten sich schwer beim Abschluss von Staatsverträgen mit den Islamverbänden. Nach seinen Worten könnte es womöglich noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis der organisierte Islam einen zentralen Ansprechpartner gebildet hat.

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