AfD will jetzt der Union die Wähler abluchsen

Berlin · Der Chef der Eurogegner gibt sich bescheiden. Das Fiasko der FDP sei natürlich nicht allein auf die Alternative für Deutschland (AfD) zurückzuführen, sagt Bernd Lucke.

"Aber wir haben schon einen gewissen Teil dazu beigetragen." Immerhin 450 000 frühere FDP-Wähler hat die neue Partei gewonnen, fast hätte es zum Einzug in den Bundestag gereicht. Nun setzt sie darauf, auch die anderen Parteien unter Druck zu setzen. Der Kanzlerin kann das nicht gleichgültig sein.

Das Kalkül ist einfach: Angela Merkel und die Union haben die Euro-Krise lange Zeit unter dem Deckel gehalten und damit einen grandiosen Wahlsieg eingefahren - das wird nicht mehr lange gutgehen, meint die AfD. Ein drittes Hilfspaket für Griechenland werde kommen, vielleicht doch ein Schuldenschnitt, zudem sei die Krise in Spanien, Portugal, Italien und Frankreich längst nicht im Griff. Was kommt da auf den deutschen Steuerzahler zu? "Wenn die Wähler unzufrieden sind mit der Euro-Politik, wird es weitere Wählerwanderungen geben", sagt Lucke voraus. Gelegenheit dafür bieten 2014 die Europawahl und drei Landtagswahlen. Vom Europaparlament hält er zwar nicht viel, "zu unscheinbar und zahnlos" sei die Veranstaltung. Aber für einen Denkzettel in Richtung Kanzlerin doch gut genug.

Schwer abzuschätzen ist auch für Experten, wie weit es der AfD gelingen kann, nach dem vernichtenden Angriff auf die FDP auch in das Unionslager einzubrechen. Erfolgreich war die Partei bisher nur mit ihrer Anti-Euro-Politik. Andere Positionen haben kaum interessiert. Nun aber könnten Themen wie Familien- und Steuerpolitik in den Fokus rücken. Bei beiden wird es spannend sein zu sehen, wie viel Spielraum hier die Union der Konkurrenz eröffnet, wenn sie mit SPD oder Grünen eine Koalition eingeht.

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