Ärzte wollen Leistungen der Kassen einschränken

Berlin. Die deutschen Ärzte-Verbände drängen auf einschneidende Änderungen im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Wegen immer mehr alter Patienten, neuer Therapien und des wachsenden Spardrucks kann nach Ansicht der Funktionäre nicht mehr alles bezahlt werden

Berlin. Die deutschen Ärzte-Verbände drängen auf einschneidende Änderungen im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Wegen immer mehr alter Patienten, neuer Therapien und des wachsenden Spardrucks kann nach Ansicht der Funktionäre nicht mehr alles bezahlt werden. Deshalb verlangt Jörg-Dietrich Hoppe (Foto: Imago), Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die Einführung eines Gesundheitsrats. Er soll der Bundesregierung vorschlagen, für welche Gesundheitsleistungen die Kassen künftig noch aufkommen. Die Ärzte-Organisation Marburger Bund stellte sich hinter Hoppes Forderung.

Bei medizinischen Behandlungen gebe es bereits "Rationierung in mannigfacher Form", warnte der KBV-Chef. So fielen etwa bei Krebspatienten oft Therapien gegen Übelkeit unter den Tisch. Gespart werde auch bei Kassenpatienten mit Demenz oder Multipler Sklerose. Deshalb fordert Hoppe entweder deutlich mehr Geld für die Kassen oder eine klare Rangfolge für Erkrankungen und deren Behandlung. "Kriterien können sein, ob eine Krankheit lebensbedrohlich ist, ob ein hoher Leidensdruck besteht und ob andere Menschen gefährdet sind", sagte er gestern. Auch die Dauer der Erkrankung und die Wirksamkeit der Therapie müssten einbezogen werden. Die Kostenübernahme für "Wunschmedizin" oder auch für die Folgen bestimmter Sportunfälle sei in Zeiten knapper Mittel fragwürdig.

Die Krankenkassen äußerten sich empört über den Vorstoß. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Ärztevertreter gleichzeitig über mehr Honorar für die Ärzte sowie Leistungskürzungen und Zuzahlungserhöhungen für die Versicherten reden", sagte die Chefin des Kassen-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer (Foto: dpa). Ins Zentrum der Debatte gehöre die gute Versorgung der Patienten, nicht die Arzthonorare oder Spekulationen über Leistungskürzungen. Kanzlerin Angela Merkel betonte am Abend, die Mittel für das Gesundheitssystem seien um drei Milliarden Euro aufgestockt worden. Dass viele Ärzte dennoch unzufrieden seien, könne nicht sein. dpa/epd

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