ADAC ringt nach Betrugsfall um Ansehen

München · Der ADAC hat Manipulationen bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen einräumen müssen. Nun werden Zweifel an anderen Bewertungen des Automobilclubs laut. Dieser wirbt um Vertrauen.

Der ADAC hat Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" eingeräumt - ausgerechnet bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen. Die Zahl der abgegebenen Stimmen sei in dieser Kategorie "geschönt" und höher dargestellt worden, teilte der Autoclub gestern in München mit. Michael Ramstetter, ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", habe die Manipulation eingeräumt. Er übernehme "die alleinige persönliche Verantwortung" und habe alle Funktionen beim ADAC niedergelegt. Wenige Tage zuvor hatte der Autoclub die Manipulationsvorwürfe noch als "Unterstellungen" zurückgewiesen. Zur Dimension der Zahlenmanipulation machte der ADAC - mit rund 19 Millionen Mitgliedern größter Autoclub in Europa und größter Verein in Deutschland - weiter keine Angaben. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am vergangenen Dienstag als erstes Blatt über Mauscheleien beim Preis "Gelber Engel" berichtet. Nach ihren Informationen soll es nur 3409 Stimmen für das Siegerauto VW Golf gegeben haben, ein ADAC-Papier vom Dezember 2013 habe dagegen als offizielles Ergebnis 34 299 Stimmen genannt.

Der Skandal wirft nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen ein Schlaglicht auf andere Tests und Statistiken des ADAC. "Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen", sagte Dudenhöffer. Wenn beim Gelben Engel gelogen worden sei, könne man das für andere Bereiche nicht ausschließen. Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte weitere Klärung. Die Vorgänge zeigten, dass "großen Verbänden manchmal etwas mehr Bescheidenheit im Auftreten gut täte", sagte der Minister in München.

Dem ADAC droht nun eine massive Vertrauenskrise. Im Internet forderten Mitglieder den Rücktritt seines Präsidenten Peter Meyer. Der Automobilclub bemühte sich um Schadensbegrenzung. Bei der Wahl des Lieblingsautos sei nur die Zahl der abgegebenen Stimmen geschönt worden, aber nicht die Rangfolge der Ergebnisse, wurde betont. > e und Meinung

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