60 Prozent aller Jugendlichen begehen Straftat

Duisburg. Drei von fünf Jugendlichen begehen einer Langzeitstudie zufolge mindestens eine Straftat vor dem Erwachsenwerden. Der Wert liege um ein Mehrfaches höher als die bisher bekannten Zahlen zu registrierten Straftaten

Duisburg. Drei von fünf Jugendlichen begehen einer Langzeitstudie zufolge mindestens eine Straftat vor dem Erwachsenwerden. Der Wert liege um ein Mehrfaches höher als die bisher bekannten Zahlen zu registrierten Straftaten. Wissenschaftler der Universitäten Münster und Bielefeld hatten in der Dunkelfeldstudie seit dem Jahr 2002 in Duisburg jährlich wiederkehrend 3400 13- bis 19-Jährige zu ihrem Kriminalitätsverhalten befragt, wie die Universitäten gestern bekannt gaben. Die hohe Zahl sei nicht in allen Belangen besorgniserregend. Schwere Kriminalität - etwa Handyraub mit Waffengewalt oder Körperverletzung - mache mit knapp einem Drittel den geringeren Teil der Straftaten aus. Wesentlich häufiger seien kleinere Diebstähle. "In der Jugendphase sind leichte und mittlere Straftaten nicht ungewöhnlich", sagte Jost Reinecke von der Uni Bielefeld. Bei den meisten Jugendlichen gehe es um das Ausprobieren von Grenzen. Im Altersverlauf gehe die Kriminalität nach einem steilen Anstieg gegen Ende des Kindesalters auch schon während der Jugend wieder deutlich zurück. Ein Problem seien allerdings Intensivtäter, die fünf Prozent aller Befragten ausmachten.Ausländische Jugendliche fallen in der Studie nicht mehr auf als deutsche. Lediglich bei der Gewaltkriminalität liege die Rate leicht über der deutscher Jugendlicher, sagte der Münsteraner Kriminologe Professor Klaus Boers. Bei anderen Kriminalitätskategorien lägen ausländische Jugendliche dagegen deutlich unter den Vergleichswerten deutscher Altersgenossen. Grund seien das stärkere Festhalten an traditionellen Werten, die Religiosität und der geringere Alkoholkonsum, sagte Boers. Offizielle Kriminalitätsstatistiken legen nach den Ergebnissen der Studie mitunter falsche Schlussfolgerungen nahe. So würden erwischte Mädchen sechs Mal seltener angezeigt als Jungen und Ausländer öfter als Deutsche, so die Forscher. dpa "In der Jugendphase sind leichte und mittlere Straftaten nicht ungewöhnlich." Jost ReineckeUniversität Bielefeld

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