Terrormiliz hat Europa im Visier

Amsterdam/Paris · Europol hat vor neuen Anschlägen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Europa gewarnt. Vor allem in Frankreich sei die Gefahr groß, teilte die europäische Polizeibehörde gestern in Amsterdam mit.

Die Pariser Terroranschläge vom November markieren Europol zufolge eine deutliche Wende der IS-Strategie. Anschläge seien nun international ausgerichtet und würden von Spezialkräften ausgeführt.

Europol zitiert in einem Bericht Informationen von Geheimdiensten, wonach der IS eine spezielle Kommandostruktur für Anschläge im Ausland entwickelt habe. Der IS könne "jederzeit und gegen fast jedes gewählte Ziel" losschlagen. Anschläge etwa auf Nuklearanlagen oder Bahnhöfe seien zurzeit weniger wahrscheinlich. Die Terrormiliz habe eher "softe Ziele" im Visier, wie in Paris. Die französischen Behörden konnten nach eigenen Angaben 2015 elf islamistische Anschläge verhindern. Von einem neuen IS-Drohvideo wollen sich Frankreich und Großbritannien nicht einschüchtern lassen: "Nichts wird uns verängstigen", sagte der französische Präsident François Hollande .

Das im Internet verbreitete Video soll die Attentäter von Paris zeigen, bevor sie am 13. November ihre Mordserie mit 130 Toten verübten. Drei Killerkommandos hatten damals in einem Musikclub, in Bars und Restaurants sowie am Stade de France zugeschlagen.

In die Kamera sprechend verbreiten die Männer - teils auf Französisch - Propaganda und töten Geiseln. Außerdem wird Großbritannien als Terrorziel genannt. Das Land bombardiert wie Frankreich als Teil einer US-geführten Koalition den IS im Irak und in Syrien. Falls sich die Authentizität bestätigt, gibt das Video Aufschluss über das Ausmaß der Anschlagsvorbereitungen und stützt die Einschätzung der Franzosen, dass die Planung im Herrschaftsgebiet des IS erfolgte. Neun Angreifer starben bei dem Anschlag. Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch den IS nahm das neue Anti-Terrorismus-Zentrum von Europol gestern offiziell seine Arbeit auf. Es soll sich vorwiegend auf die Identifizierung von rund 5000 ausländischen Kämpfern des IS konzentrieren und Propaganda aus dem Internet bekämpfen. Bei der Behörde in Den Haag sollen Ermittlungen nationaler Polizeidienste koordiniert werden.

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