Streit um deutsche Beteiligung an gezielter Tötung von Taliban

Berlin · Deutschland hat im Afghanistan-Krieg Informationen gesammelt, die für eine gezielte Tötung von Taliban-Kämpfern genutzt werden konnten. Die Bundeswehr habe an der Zielerfassung mitgearbeitet, nachdem die Bundesregierung im Februar 2010 den Einsatz als kriegerische Auseinandersetzung eingestuft habe, sagte gestern der frühere Befehlshaber in der für Afghanistan zuständigen Nato-Kommandozentrale, General Egon Ramms.

Es habe "Tötungslisten" gegeben, die nicht nur von den USA und Großbritannien alleine erarbeitet worden seien: "Sie können sie auch als Nato-Listen bezeichnen, weil sie also auf den verschiedenen Ebenen der Regionalkommandos in Afghanistan und auch im Isaf-Hauptquartier entsprechend erarbeitet worden sind." Die Bundeswehr führt das Regionalkommando Nord der internationalen Schutztruppe Isaf seit 2006.

Die Opposition im Bundestag reagierte empört. Die Linke warf der Bundeswehr Beihilfe zum Mord vor. Die Grünen forderten Aufklärung. Das Verteidigungsministerium bestätigte, dass die Bundeswehr an der Erstellung von Listen mit gefährlichen Aufständischen mitgewirkt habe. Es habe aber keine Empfehlung zur Tötung, sondern nur zur "Festsetzung" der Personen gegeben, sagte ein Sprecher. "Der Spiegel" hatte am Wochenende über Todeslisten berichtet, auf denen 750 Namen gestanden ha ben sollen.

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