Streit um Ärztehonorare - Neue Tarife sollen Versorgung sichern

Mainz. Einen Tag vor Beginn des 112. Deutschen Ärztetags in Mainz ist die Debatte über die Finanzierung des Gesundheitswesens und die Honorierung der Ärzte wieder voll entbrannt. In Mainz tagten gestern die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Ärztegewerkschaft Marburger Bund, auch die Verbände der Hausärzte und der Freien Ärzteschaft nutzten das Forum für ihre Forderungen

Mainz. Einen Tag vor Beginn des 112. Deutschen Ärztetags in Mainz ist die Debatte über die Finanzierung des Gesundheitswesens und die Honorierung der Ärzte wieder voll entbrannt. In Mainz tagten gestern die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Ärztegewerkschaft Marburger Bund, auch die Verbände der Hausärzte und der Freien Ärzteschaft nutzten das Forum für ihre Forderungen. Außerdem protestierten rund 100 Augenärzte gegen die seit Januar geltende Honorarreform.

Die gemeinsame Botschaft: Die Budgetierung medizinischer Leistungen untergrabe das hochwertige Versorgungssystem, besonders das ambulante System leide unter zu wenig Geld.

Ein neues Tarifsystem in der Krankenversicherung soll nach einem Vorschlag der Kassenärzte die medizinische Versorgung trotz wachsender Sparzwänge sichern. Neben dem bisherigen Tarif, der Versicherten grundsätzlich freien Zugang zu allen Ärzten ermöglicht, wäre bei einer zweiten Tarifoption zunächst ein Besuch beim Hausarzt verpflichtend, sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler (Foto: dpa), gestern in Mainz. Bei diesem Modell könne die Praxisgebühr wegfallen. Bei einem dritten Tarif, der sich vor allem für junge und gesunde Menschen lohnen könne, trete der Versicherte beim Arztbesuch wie Mitglieder von Privatkassen in Vorkasse und rechne dann mit der Krankenkasse ab. Bei dem Hausarzt-Tarif müsse sich jedoch noch zeigen, ob dadurch Patientenströme gesteuert und teures "Doktor-Hopping" vermieden werden könne, sagte Köhler.

Aus Protest gegen die Honorarreform für Ärzte wollen zahlreiche Mediziner in dieser Woche ihre Praxen schließen. Im Saarland sind nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung vorerst keine Schließungen geplant.

Unterdessen hat Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) erklärt, sie lehne den Vorschlag von Ärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe ab, die Behandlung von Krankheiten nach einer Dringlichkeitsliste zu klassifizieren. Es werde keinen "Prioritäten-Katalog" geben, sagte Schmidt. ddp/dpa/afp

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