Strauß gegen Augstein: Töchter erinnern sich

Hamburg. Ihre Väter waren sich in inniger Abneigung verbunden. 50 Jahre nach dem Höhepunkt der legendären Fehde von "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein und Franz Josef Strauß lieferten sich ihre Töchter nun einen munteren Schlagabtausch

Hamburg. Ihre Väter waren sich in inniger Abneigung verbunden. 50 Jahre nach dem Höhepunkt der legendären Fehde von "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein und Franz Josef Strauß lieferten sich ihre Töchter nun einen munteren Schlagabtausch. Mal spitzzüngig, mal angriffslustig, mal kokett - bei einer Podiumsdiskussion über den turbulenten Polit-Thriller des Herbstes 1962 duellierten sich gestern Franziska Augstein (48) und Monika Hohlmeier (50) in Hamburg auf Augenhöhe. Auch wenn sich die beiden Frauen nicht in vielen Punkten einig wurden, stimmten sie doch in einem Urteil über die Väter überein: "Gelangweilt haben sie nie."

Sie sei ja der Einladung in "die Höhle des Löwen" gefolgt, sagt der stellvertretende "Spiegel"-Chefredakteur Martin Doerry zu Hohlmeier zu Beginn und dankt ihr dafür. Schließlich hatten das Magazin und Rudolf Augstein jahrelang gegen den "gefährlichen Mann" Strauß, der niemals Kanzler werden sollte, angeschrieben. "Wenn es um Franz Josef Strauß ging, war der Fokus des "Spiegel" schon besonders scharf", meint die frühere bayerische Kultusministerin Hohlmeier. Vor allem die Feindseligkeit im "brutalen Wahlkampf" von 1980, die auch in dem Hamburger Magazin transportiert worden sei, habe dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten ganz tiefe Verletzungen zugefügt. Sie sei auch hier, um manche Lebenslügen über ihren Vater zu reduzieren, sagt Hohlmeier. In der "Spiegel"-Affäre, an deren Ende Strauß seinen Posten als Verteidigungsminister verlor, sei sich ihr Vater seiner Fehler sehr wohl bewusst gewesen. "Das war für ihn eine ganz, ganz tiefe Wunde."

Rückblick: Auch auf Betreiben des Atom-Befürworters Strauß wurde nach einem kritischen "Spiegel"-Artikel über die Bundeswehr ("Bedingt abwehrbereit") im Oktober 1962 die Redaktion in Hamburg durchsucht. Herausgeber Rudolf Augstein kam für 103 Tage in Untersuchungshaft - doch am Ende blieb vom Verdacht des Landesverrats nichts übrig. Augstein und seine Mitstreiter wurden als Freiheitsheroen gefeiert, der "Spiegel" festigte seinen Ruf als "Sturmgeschütz der Demokratie", Strauß musste hingegen seinen Platz im Adenauer-Kabinett räumen und sich gen Bayern schleichen.

Nach Strauß' Tod machte Augstein seinen Frieden mit dem "barocken Menschen" aus Bayern. Er sei diesem "flamboyanten Altbayern" zum Schluss so wohlgesonnen gewesen wie nur irgendeinem, sagte Augstein 1988. Fast wehmütig schloss er: "Die Zeit, da Männer noch wussten, wo es langgeht, und da sie noch Geschichte machten, sie ist für uns auf immer vorbei." dpa

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