„Stimmen können nicht getauscht werden“

Angesicht des Kampfes der Parteien um die Zweitstimme warnt Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) vor einer Bevormundung der Wähler. Zu gewinnen seien Stimmen nur über Inhalte und Personen, sagte er im Gespräch mit SZ-Korrespondent Hagen Strauß.

Herr Lammert, in der letzten Woche vor der Wahl scheint es nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um die Zweitstimme zu gehen. Was sagen Sie dazu?

Lammert: Die Zweitstimmen entscheiden über das Stärkeverhältnis der Parteien im Parlament und damit über die Regierungsbildung; zu gewinnen sind sie nur über Inhalte und Personen, nicht über Appelle.

Zwischen Union und FDP sind sogar Abkommen über den Austausch von Erst- und Zweitstimme in einzelnen Wahlkreisen geschlossen worden. Steigert das die Politikverdrossenheit?

Lammert: Die Parteien und ihre Kandidaten bewerben sich um Erst- wie Zweitstimmen der Wahlberechtigten. Sie gehören ihnen nicht, also können sie von ihnen auch weder verschenkt noch verliehen oder getauscht werden. Die Wählerinnen und Wähler lassen sich in der Regel gerne informieren, aber nicht bevormunden.

Glauben Sie, dass der Bundestagswahlkampf dazu beigetragen hat, dass mehr Wähler ihre Stimme abgeben werden - so wie in Bayern?

Lammert: Die Bundestagswahl ist mindestens so wichtig wie die Landtagswahl in Bayern und ihr Ergebnis weniger absehbar. Das könnte und sollte die Wahlbeteiligung ebenso fördern wie am letzten Sonntag.

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