Steinmeier-Besuch in Afghanistan von Anschlägen überschattet

Kabul/Berlin. Ein zuvor nicht angekündigter Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD, Foto: afp) in Afghanistan stand unter keinem guten Stern. Denn so schnell kann es gehen in Afghanistan

Kabul/Berlin. Ein zuvor nicht angekündigter Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD, Foto: afp) in Afghanistan stand unter keinem guten Stern. Denn so schnell kann es gehen in Afghanistan. Eben erst hat der Minister im schönsten Garten von Kabul, dem Bagh-e Babur, ein Apfelbäumchen gepflanzt - quasi als Symbol für das "andere Afghanistan", wo der Wiederaufbau eben doch vorangeht. Aber keine fünf Minuten später holen den deutschen Außenminister die schlechten Nachrichten wieder ein. In der Nähe des deutschen Feldlagers Kundus, im Norden des Landes, hat sich wieder einmal ein Selbstmord-Attentäter in die Luft gesprengt. Fünf deutsche Soldaten werden dabei leicht verletzt.Der brutalste Tag seit LangemAm Abend, der Minister ist schon in seinem Hotel, kommt es aber noch schlimmer. Bei einem weiteren Anschlag, ebenfalls in der Nähe von Kundus, kommt ein deutscher Soldat ums Leben. Für die Bundeswehr, die in Afghanistan inzwischen mit fast 4000 Soldaten im Einsatz ist, ist der Steinmeier-Besuch der brutalste Tag seit Langem. Zwei Anschläge innerhalb von so kurzer Zeit - das gab es noch nie. Beim ersten Anschlag am Vormittag saß die Patrouille in einem gepanzerten Fahrzeug, etwa 15 Kilometer von Kundus entfernt, als sich der Attentäter in einem Pkw in die Luft jagte. Wenige Stunden später wurde dann eine weitere deutsche Patrouille nochmals in der Nähe von Kundus angegriffen, diesmal aus dem Hinterhalt mit einer Panzerfaust. Dabei wurde ein Soldat getötet, vier weitere verletzt.Am Ende eines Tages, an dem Steinmeier in Gesprächen mit Präsident Hamid Karsai und anderen afghanischen Spitzenpolitikern auch Hoffnung schöpfen konnte, ist die Tonlage doch wieder eine völlig andere. Abends, in der Lobby des hermetisch abgeriegelten "Serena"-Hotels in Kabul, ist dem Minister das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Fast trotzig formuliert er: "Auch solche Anschläge dürfen uns nicht davon abhalten, unsere Arbeit für eine bessere Zukunft eines geschundenen Volkes fortzusetzen."Dabei sind Steinmeiers Erfahrungen kein Einzelfall. Auch die Kanzlerin hatte sich jüngst einen Eindruck davon verschaffen können, wie gefährlich die Lage ist. Kaum hatte Angela Merkel vor drei Wochen einen Kundus-Besuch beendet, feuerten die radikal-islamischen Taliban-Milizen Raketen in Richtung des Lagers ab. Vielleicht sind das nur Zufälle, auch wenn dies von Mal zu Mal weniger wahrscheinlich scheint. Dass die Lage in anderen Landesteilen noch viel verheerender als im Norden ist, dafür sind nicht zuletzt die Mitteilungen der US-Armee ein klarer Beleg. Alleine am Mittwoch wurden bei schweren Gefechten in gleich drei Provinzen mehr als 40 Aufständische getötet, deren Nachschub an Kämpfern nicht zu versiegen scheint - was auch für die pakistanische Seite der Grenze gilt. In Pakistan kämpft die Regierung nach eigenem Bekunden inzwischen "eine Schlacht um das eigene Überleben". dpa

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