Sozialisten entschärfen Merkel-kritisches Papier

Paris · Als egoistisch und unnachgiebig kritisierten die französischen Sozialisten in einem Positionspapier Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das stieß in den eigenen Reihen auf Kritik. Die Passagen wurden daraufhin entfernt.

Die französischen Sozialisten um Präsident François Hollande haben ein Papier mit harscher Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Protesten entschärft. Die umstrittenen Passagen seien entfernt worden, hieß es am Samstag aus der Führung der Partei. Darauf habe unter anderem Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault bestanden, der sich im Kurznachrichtendienst Twitter demonstrativ zur deutsch-französischen Freundschaft bekannte.

Am Freitag war ein europapolitisches Papier für den Europa-Parteitag im Juni bekannt geworden, in dem Merkel scharf angegriffen wurde: Die "Sparkanzlerin" denke "an nichts anderes als an die Spareinlagen der Anleger jenseits des Rheins, an die von Berlin verzeichnete Handelsbilanz und an die nächsten Wahlen", hieß es darin. Kritisiert wurde die "egoistische Unnachgiebigkeit der Kanzlerin Merkel". Die Passagen über Merkel seien inzwischen "beseitigt" worden, sagte Hauptautor Jean-Christophe Cambadélis, der in der Parteiführung für internationale Fragen zuständig ist. "Es geht um die politische Auseinandersetzung, nicht um die Stigmatisierung einer Person", betonte sie.

Ayrault hatte im Kurzmitteilungsdienst Twitter gemahnt, die deutsch-französische Freundschaft sei entscheidend, um "dem europäischen Projekt neuen Schwung zu geben und den Weg zurück zum Wachstum zu finden". In auf Französisch und Deutsch verbreiteten Nachrichten betonte er: "Ohne einen intensiven und ehrlichen Dialog zwischen Deutschland und Frankreich werden wir die Probleme Europas nicht lösen." Arbeitsminister Michel Sapin sagte, die Wortwahl gegenüber Deutschland sei "völlig unangemessen" gewesen. "Glücklicherweise" habe die Partei das Papier geändert.

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