Sorge um syrische Chemiewaffen

Damaskus/Beirut. Die dramatische Entwicklung im Syrienkonflikt nährt die Sorge um die Sicherheit der Chemiewaffen des Landes

Damaskus/Beirut. Die dramatische Entwicklung im Syrienkonflikt nährt die Sorge um die Sicherheit der Chemiewaffen des Landes. Nach heftigen internationalen Reaktionen hat Syrien seine Aussagen zu einem möglichen Einsatz von Giftgas korrigiert: Man würde "niemals chemische und biologische Waffen nutzen", erklärte gestern der Außenministeriumssprecher Dschihad Makdissi nach Angaben des staatlichen syrischen Fernsehens.Am Vortag hatte derselbe Sprecher erklärt, Syrien würde Chemiewaffen zwar nicht gegen die Aufständischen im eigenen Land, wohl aber gegen "äußere Aggressoren" einsetzen. Die Aussage war im Ausland als Drohung verstanden worden, zumal das Regime von Präsident Baschar al-Assad nicht müde wird, die Rebellion als "vom Ausland gesteuert" zu brandmarken.

US-Präsident Barack Obama warnte Syrien eindringlich. Die Machthaber in Damaskus sollten keinen "tragischen Fehler" begehen und diese Waffen einsetzen, sagte er. "Die Welt schaut zu." Und sie werde das Regime zur Verantwortung ziehen, mahnte Obama.

Israel sieht in dem syrischen Arsenal jedenfalls eine Bedrohung. Sollten chemische Kampfmittel in die Hände der islamistischen Hisbollah gelangen, sei sein Land zum Krieg bereit, sagte Israels Außenminister Avigdor Lieberman. "In dem Moment, wo wir sehen, dass die Syrer chemische und biologische Waffen an Hisbollah geben, ist das eine rote Linie für uns und aus unserer Sicht ist das ein klarer Casus Belli (Kriegsgrund)." Sein Land hoffe für diesen Fall auf das Verständnis der internationalen Gemeinschaft.

Nach Einschätzung des israelischen Militärs hat die syrische Führung momentan noch volle Kontrolle über das gefährliche Chemiewaffenarsenal in dem Land. Der israelische Generalstabschef Benny Ganz sagte, es sei jedoch möglich, dass Syrien diese Waffen gegen die eigenen Bürger einsetzen oder an die libanesische Hisbollah weitergeben könnte.

Inzwischen verlegt die Militärführung in Damaskus die Kampfstoffe offenbar in Regionen, die von den Aufstandsgebieten weiter entfernt sind. "Es ist nur natürlich, dass diese Waffen, insofern sie existieren, sicher gelagert werden", wurde Makdissi zitiert.

Syrische Rebellen erklärten gestern, Regierungstruppen hätten Chemiewaffen zu grenznahen Flugplätzen transportiert. "Jetzt haben wir handfeste Informationen, dass Assad einige dieser Waffen mit der Ausrüstung zur Mischung chemikalischer Komponenten auf Flugplätze nahe der Grenze verlegt hat", sagte Brigadegeneral Kassem Saeddine von der Freien Syrischen Armee (FSA) dem Nachrichtensender Al Dschasira. Syrien wolle damit Druck auf die internationale Gemeinschaft ausüben. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums hat Syrien mehrfach Chemiewaffen getestet. Eingesetzt werden können die Kampfstoffe demnach in Bomben oder Raketen mit 300 Kilometern Reichweite. Sie könnten damit das Nato-Land Türkei oder Israel treffen. dpa

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