Schwarz-gelbe Mehrheit für Wulff geschrumpft

Berlin. Union und FDP haben trotz aller Appelle ihrer Koalitionsspitzen Schwierigkeiten, die Reihen für die Wahl des Bundespräsidenten zu schließen. Die Mehrheit für ihren Kandidaten, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU, Foto: ddp), ist geschrumpft

Berlin. Union und FDP haben trotz aller Appelle ihrer Koalitionsspitzen Schwierigkeiten, die Reihen für die Wahl des Bundespräsidenten zu schließen. Die Mehrheit für ihren Kandidaten, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU, Foto: ddp), ist geschrumpft. Überraschend konnte die CDU in Bremen und Sachsen bei Wahlen der Ländervertreter für die Bundesversammlung gestern nicht alle rechnerisch möglichen Wahlmänner und -frauen aufstellen.

In Sachsen erhielt die CDU im Landtag für ihre Liste weniger Stimmen, als Unionspolitiker anwesend waren. Die gemeinsame Liste von SPD und Grünen bekam dafür mehr Stimmen, als beide Fraktionen Sitze haben. In Bremen ging der CDU ein Wahlvertreter verloren, weil SPD, Grüne und FDP kooperierten. Bremens FDP-Landeschef Oliver Möllenstädt kündigte an, er werde für den rot-grünen Kandidaten Joachim Gauck (Foto: dpa) stimmen. Dennoch erklärte die FDP-Bundestagsfraktionsvorsitzende Birgit Homburger, Wulff könne sich auf ihre Partei bei der Wahl am 30. Juni verlassen: "Die FDP steht. An uns wird es nicht liegen." Glück hatte die CDU in Hamburg. Dort konnte ein Platz nach dem Verhältniswahlrecht keiner Partei direkt zugeordnet werden und wurde zwischen CDU und Linken verlost. Die CDU gewann.

Union und FDP haben in der Bundesversammlung trotz des Verlustes zweier Stimmen aus Sachsen und einer aus Bremen einen Vorsprung von mindestens 18 Stimmen. Gauck hätte auch nur dann Chancen, wenn die Linke ihn mitwählt. Deren Kandidatin Luc Jochimsen schloss das aber aus.

Die Deutschen favorisieren nach Umfragen weiterhin mit knapper Mehrheit Gauck als Präsidenten. Könnten sie das Staatsoberhaupt direkt wählen, würden sich nach einer Umfrage des Magazins "Stern" 41 Prozent für den früheren Chef der Stasi-Unterlagenbehörde entscheiden. Wulff kommt in der ARD-Umfrage auf 37 Prozent, beim "Stern" auf 35 Prozent. Die Kandidatin der Linkspartei, Luc Jochimsen (74), dürfte demnach kaum Chancen haben.

Als "skurril und peinlich" wies SPD-Chef Sigmar Gabriel die Kritik des Linkspolitikers Oskar Lafontaine am rot-grünen Kandidaten Joachim Gauck zurück. Es sei erschreckend, Gauck nur deshalb zum Hauptfeind zu erklären, weil er das DDR-Unrecht aufgearbeitet und Stasi-Mitarbeiter zur Rechenschaft gezogen habe. Lafontaine hatte dem Bürgerrechtler Gauck vorgeworfen, in der DDR Privilegien genossen zu haben. dpa

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dpa

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