Schottland muss sich entscheiden

Edinburgh. Es geht um nichts weniger als "die wichtigste Entscheidung für Schottland seit 300 Jahren", unterstrich Alex Salmond. Der schottische Ministerpräsident traf sich gestern mit dem britischen Premierminister David Cameron in Edinburgh, um die Rahmenbedingungen für ein Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands festzuzurren

Edinburgh. Es geht um nichts weniger als "die wichtigste Entscheidung für Schottland seit 300 Jahren", unterstrich Alex Salmond. Der schottische Ministerpräsident traf sich gestern mit dem britischen Premierminister David Cameron in Edinburgh, um die Rahmenbedingungen für ein Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands festzuzurren. "Schottland geht einer gerechteren und erfolgreicheren Zukunft entgegen", freute sich Salmond, während David Cameron erklärte: "Jetzt beginnt die wirkliche Debatte: ein separates Schottland oder ein Vereintes Königreich? Ich werde für die Union eintreten."Der Streit um die Zukunft des Landes nördlich des Hadrianswalles ist ausgebrochen, nachdem Alex Salmonds "Scottish National Party" (SNP) im letzten Jahr einen überragenden Wahlsieg errang und damit ein deutliches Mandat für eine Volksbefragung erhielt. Allerdings, so argumentierte die britische Regierung, brauche Schottland das Plazet des Londoner Unterhauses, um ein rechtlich wasserdichtes Referendum abzuhalten. Nach einem monatelangen Gerangel über die Details wurde gestern ein Kompromiss vorgestellt, der beide Seiten das Gesicht wahren lässt.

Zusätzliche Vollmachten?

Wichtigster Erfolg für Cameron war, dass es bei dem Referendum nur eine einzige Ja/Nein-Frage über die Unabhängigkeit Schottlands geben wird. Salmond hatte ursprünglich noch eine zweite Frage stellen lassen wollen: Ob die Schotten, wenn sie denn im Vereinigten Königreich verbleiben wollen, zusätzliche Vollmachten in den Bereichen Finanzen und Wirtschaft bekommen sollen. Diese Option ist nun vom Tisch. Salmond dagegen konnte erstreiten, dass auch die 16- und 17-Jährigen beim Referendum über die Zukunft des Landes abstimmen dürfen. Außerdem kann er sich bis zum Herbst 2014 Zeit lassen. Der SNP-Chef hofft dass in zwei Jahren das Land von einer Welle nationaler Begeisterung erfasst wird, denn dann jährt sich die "Schlacht von Bannockburn", in der vor 700 Jahren Robert the Bruce die dreimal größere Armee des englischen Königs Edward II. schlagen konnte.

Im Moment ist der Appetit der Schotten auf Unabhängigkeit eher rückläufig. Lag am Anfang des Jahres die Zustimmung zum nationalen Alleingang noch bei 38 Prozent, so sind es in der letzten Umfrage nur 28 Prozent der Schotten, die sich für eine Unabhängigkeit ausprechen, während 53 Prozent mit "Nein" stimmen würden. Die diesjährigen Feiern zum Diamantenen Thronjubiläum der Queen sowie die erfolgreichen Olympischen Sommerspiele haben viele Bürger von den Vorzügen einer Mitgliedschaft im britischen Nationenverband überzeugt. Außerdem fragt man sich in Zeiten der Euro-Krise, ob man wirtschaftlich wirklich auf eigenen Füßen stehen könnte.

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