Saudi-Arabien schmiedet Bündnis gegen den Terror

Riad/Moskau · Nach den USA und Russland erhöht nun Saudi-Arabien seinen Einsatz im Kampf gegen den Terrorismus. Mit einem neuen Bündnis vor allem muslimischer Staaten will Riad gegen Terroristen aller Art vorgehen.

Mit einem neuen Militärbündnis aus 34 überwiegend muslimischen Staaten will das islamisch-konservative Königreich Saudi-Arabien gegen den Terrorismus kämpfen. Die Allianz solle alle "terroristischen Organisationen" ins Visier nehmen, nicht nur die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), sagte Verteidigungsminister und Vize-Kronprinz Mohammed Bin Salman gestern in Riad. Neben den USA und Russland ist das saudisch geführte Bündnis ein weiterer Akteur im verworrenen Krieg gegen islamistische Extremisten in Nahost. Die USA führen seit mehr als einem Jahr eine Koalition aus Dutzenden Staaten an, die mit Luftangriffen in Syrien gegen den IS kämpft. Russische Kampfjets nehmen seit 30. September Ziele in Syrien ins Visier und unterstützen damit Regime-Truppen. Eine Koordination der Militäraktionen findet bislang kaum statt.

Die meisten Mitglieder der neuen saudisch geführten Allianz haben eine islamische Bevölkerungsmehrheit. So beteiligen sich etwa Ägypten, Libyen, der Sudan, Jordanien, Marokko, Mali, Malaysia und Pakistan. In einer Erklärung hieß es, die Mitglieder des Bündnisses sollten "vom Übel aller terroristischen Gruppen und Organisationen ohne Rücksicht auf deren Religion und Ziele" beschützt werden.

Wichtige islamische Staaten wie der mit Syrien eng verbündete Iran, der Irak, Afghanistan und Indonesien sind jedoch nicht Mitglied. Das sunnitische Saudi-Arabien betrachtet den schiitischen Iran als größten Rivalen in der Region. Auch Riads Verhältnis zum mehrheitlich schiitischen Irak ist gespannt. Die von Schiiten dominierte Regierung in Bagdad ist wiederum eng mit dem Iran verbündet.

Der Kampf gegen den Terrorismus dominierte auch die Gespräche von US-Außenminister Kerry mit Kremlchef Putin und Chefdiplomat Sergej Lawrow in Moskau. "Russland und die USA suchen gemeinsam einen Ausweg aus der Krise in Syrien", sagte Putin im Kreml. "Mein Kollege Lawrow und ich sind uns einig, dass Russland und die USA viel dafür tun können, dass es vorangeht", sagte Kerry zu Putin. Für diesen Freitag ist in New York eine Syrien-Konferenz geplant. Lawrow zufolge war eine Teilnahme Russlandss noch nicht sicher. Zunächst müsse definiert werden, welche Gegner des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad als Terroristen und welche als potenzielle Verbündete betrachtet werden, erklärte der Minister. Ein Treffen zwischen Putin und US-Präsident Barack Obama sei dazu derzeit aber nicht geplant.

Meinung:

Das falsche Spiel der Saudis

Von SZ-MitarbeiterinBirgit Cerha

Dass sich gerade Saudi-Arabien an die Spitze einer Allianz gegen den Terror stellt, gibt Anlass zu tiefer Besorgnis. Seine Partner sind ausschließlich Sunniten. Jene Länder und Gruppen, die den IS am heftigsten bekämpften, bleiben ausgeschlossen: der Iran, der Irak, die schiitischen Milizen im Irak und Libanon und vor allem die laizistischen Kurden, engste Verbündete der USA in diesem Kampf. So drängt sich der Verdacht auf, Riad will die neue Allianz vor allem dazu nützen, den iranischen Erzfeind, die Schiiten von der politischen Bühne des Orients zurückzudrängen - und dies nicht mehr nur mit diplomatischen Mitteln. Und dem neuen Partner Türkei könnte sich nun internationale Schützenhilfe im unermüdlichen Kampf gegen die Kurden bieten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort