Sarkozy im Wahlkampfmodus

Paris · Die Partei des französischen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy hat am Wochenende einen Neuanfang gemacht. Für Sarkozy war der Parteitag eine Art Wahlkampfauftakt für 2017.

Es ist noch zwei Jahre hin bis zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich, doch Nicolas Sarkozy hat am Samstag um 15.05 Uhr in Paris den Wahlkampf eröffnet. Der Ex-Präsident nutzte den Parteitag seiner Konservativen, um in seiner Schlussrede vor 10 000 Anhängern mit den regierenden Sozialisten abzurechnen. "Die Linke verteidigt die Republik nicht, sie zieht sie ins Lächerliche", kritisierte Sarkozy - und verteidigte damit die Wahl des neuen Parteinamens "Die Republikaner ". Denn das linke Lager hatte ihm vorgeworfen, die Werte der Republik mit seiner umbenannten Partei für sich allein beanspruchen zu wollen.

Dass die 2002 gegründete UMP eine Rundumerneuerung brauchte, hatte Sarkozy bereits nach seiner Wahl zum Parteichef verkündet. Der Schritt war fällig, war die UMP doch mit einem Finanzierungsskandal seines Präsidentschaftswahlkampfes 2012 verbunden, den er gegen Amtsinhaber François Hollande verloren hatte. Nach einer Auszeit von der Politik kehrte "Speedy Sarko" dann im November zurück als Chef der UMP. Einen neuen Namen, ein neues Programm und eine neue Parteispitze wollte der Vorsitzende der Oppositionspartei geben. Die "Wiedergeburt" gelang: Mit 83 Prozent billigten die Parteimitglieder den Namen "Die Republikaner ".

Das Ja fiel auch deshalb so deutlich aus, weil Sarkozy es in den vergangenen Monaten geschafft hatte, seine parteiinternen Widersacher einzubinden. Und er hatte mit den Départe mentswahlen im März einen ersten Erfolg vorzuweisen: Seine UMP wurde stärkste Kraft - vor dem rechtspopulistischen Front National und den Sozialisten , dem Hauptgegner Sarkozys. "Denen, die uns vorwerfen, die Republik für uns zu vereinnahmen, antworten wir, dass wir sie nicht wieder aufrichten müssten, wenn sie sie nicht verraten, verlassen, nach unten gezogen hätten", sagte er an die Adresse der Regierungspartei gerichtet. Der Ex-Präsident warb für das Erbe der christlichen Kultur, die Werte von Familie und Justiz und eine "Republik des Vertrauens". Vertrauen vor allem in ihn, der 2017 gerne wieder in den Elysée-Palast einziehen würde.

Seine Anhänger sind bereit, ihm auf dem Weg dorthin bedingungslos zu folgen. So quittierten sie am Samstag den Auftritt von Ex-Außenminister Alain Juppé , der bereits seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur angekündigt hatte, mit Buh-Rufen. Ähnlich erging es Ex-Regierungschef François Fillon . Doch mit dem Parteitag hat bereits ein neuer Streit begonnen: der um die Präsidentschaftskandidatur der Konservativen, über die nächstes Jahr in Vorwahlen entschieden werden soll. Laut einer vor einer Woche veröffentlichten Umfrage hat Sarkozy zwar bei den Republikanern die Nase vorn, aber Juppé ist unter den Anhängern der bürgerlichen Parteien deutlich beliebter. Bei einer Befragung aller Franzosen findet sich sogar nur eine Minderheit von 26 Prozent, die eine Kandidatur des Ex-Präsidenten 2017 befürwortet. Ähnlich niedrig ist allerdings auch die Unterstützung für Hollande, der 2017 auch wieder antreten könnte.

Meinung:

Sarkozys Zeitreise

Von SZ-KorrespondentinChristine Longin

Nicolas Sarkozy sinnt auf Revanche für seine Niederlage 2012 gegen den Sozialisten Hollande. Eine Niederlage, die er nie verwunden hat. Deshalb auch die Rückkehr in die Politik vor einem halben Jahr. Für die UMP war die Entscheidung damals ein Segen, denn nach den Diadochenkämpfen hatte sie nun wieder eine starke Führungsfigur. Doch die Rechtsbürgerlichen drohen nun zur Wahlkampfmaschine Sarkozys zu verkommen. Die Pfiffe gegen Sarkozys Widersacher waren ein Vorgeschmack auf den erbitterten Kampf um die Präsidentschaftskandidatur, der 2016 entschieden wird. Dann wird sich zeigen, ob Sarkozys Zeitreise weitergeht.

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