Mehrere Zwischenfälle Proteste gegen hohe Spritpreise in Frankreich: Frau stirbt

Paris · Blockierte Straßen, Kreisverkehre und Mautstellen: In Frankreich demonstrieren Zehntausende gegen geplante Steuererhöhungen auf Diesel und Benzin. Bereits zu Beginn des Protesttages kommt es zu einem tragischen Zwischenfall.

 Demonstranten in Rennes betrachten auf einer Brücke den Verkehr, während Motorradfahrer mit gelben Westen die Straße blockieren.

Demonstranten in Rennes betrachten auf einer Brücke den Verkehr, während Motorradfahrer mit gelben Westen die Straße blockieren.

Foto: dpa/David Vincent

Bei Protesten und Straßenblockaden wegen hoher Spritpreise ist in Frankreich eine Frau ums Leben gekommen. Bis zum Samstagmittag wurden zudem 47 Menschen verletzt, drei von ihnen schwer, wie es bei einer live übertragen Lagebesprechung zwischen Innenminister Christophe Castaner und Sicherheitskräften hieß. Mehrere Zwischenfälle ereigneten sich, als Autofahrer versuchten, ihre Wagen durch Straßenblockaden zu steuern. 24 Menschen wurden festgenommen, 17 befanden sich in Polizeigewahrsam.

Die Bewegung „Gilets Jaunes“ (gemeint: Warnwesten) hatte für Samstag in ganz Frankreich zu Blockaden von Verkehrsachsen, Kreisverkehren und Mautstellen aufgerufen. Medienberichten zufolge waren die wenigsten der Aktionen offiziell angemeldet. Der Protest richtet sich gegen von der Mitte-Regierung geplante Steuererhöhungen auf Benzin und Diesel. Insgesamt hätten im Land rund 124 000 Menschen an rund 2000 Protestaktionen teilgenommen, sagte Innenminister Castaner nach einem Bericht der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Bei dem tödlichen Unfall in Pont-de-Beauvoisin nördlich von Grenoble geriet eine Autofahrerin in Panik, als an einer Straßenblockade Demonstranten auf ihr Dach trommelten, wie der zuständige Präfekt sagte. Die Frau gab Gas und überfuhr eine Teilnehmerin der Protestaktion, die kurz darauf starb. Die Fahrerin wurde Berichten zufolge in Polizeigewahrsam genommen.

Auch in Arras im Norden des Landes wurde ein Demonstrant Berichten zufolge umgefahren. Er kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Die Polizei setzte laut Angaben aus dem Lagebericht Tränengas ein, um eine Blockade vor dem Tunnel du Mont-Blanc aufzulösen. 3000 zusätzliche Sicherheitskräfte waren in ganz Frankreich im Einsatz, wie der französische Sender BFMTV unter Berufung auf Polizeikreise berichtete.

Castaner hatte die Demonstranten bereits am Dienstag gewarnt. „Überall, wo es eine Blockade geben wird und damit ein Risiko für Sicherheitseinsätze und auch den freien Verkehr, werden wir einschreiten“, sagte er im Sender BFMTV.

Die „Gilets Jaunes“ sind dezentral organisiert, es gibt keinen offiziell Verantwortlichen. Die Bewegung sieht sich als unpolitisch an. Ihr Name geht auf die gelben Warnwesten zurück, die auch französische Autofahrer immer dabeihaben müssen.

In der Bevölkerung bekam der Protest vorab große Zustimmung: Nach einer Umfrage für den Sender France unterstützen knapp drei Viertel der Franzosen die „Gilets Jaunes“.

(dpa)
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