Plagiatsvorwürfe bringen neue FDP-Spitze in die Bredouille

Berlin. Auf ihrer Internetseite strahlen die zwölf FDP-Europaabgeordneten noch gemeinsam um die Wette. Nirgendwo findet sich ein Hinweis darauf, dass zwei von ihnen, Silvana Koch-Mehrin (Foto: dpa) und der Saarländer Jorgo Chatzimarkakis, seit Wochen wegen Plagiaten in ihrer Doktorarbeit in den Schlagzeilen sind. Oder dass sich die Gruppe im Umgang damit zunehmend zerstreitet

Berlin. Auf ihrer Internetseite strahlen die zwölf FDP-Europaabgeordneten noch gemeinsam um die Wette. Nirgendwo findet sich ein Hinweis darauf, dass zwei von ihnen, Silvana Koch-Mehrin (Foto: dpa) und der Saarländer Jorgo Chatzimarkakis, seit Wochen wegen Plagiaten in ihrer Doktorarbeit in den Schlagzeilen sind. Oder dass sich die Gruppe im Umgang damit zunehmend zerstreitet. Nun erreicht das Thema die Berliner Parteispitze, auch weil noch ein weiterer prominenter Fall dazu gekommen ist: Margarita Mathiopoulos, sicherheitspolitische Beraterin der FDP-Führung.Der neue Vorsitzende Philipp Rösler steht vor einer Bewährungsprobe. Heute tritt in Berlin das Präsidium zusammen. Aus FDP-Kreisen ist zu hören, dass dort zum ersten Mal überhaupt über die Vorgänge gesprochen werden soll. Vor allem über Koch-Mehrin (Foto: dpa). Ihre Ämter als Präsidiumsmitglied der Liberalen und Vizepräsidentin im Europaparlament hat die 40-Jährige schon abgegeben, doch ihren Parlamentssitz will sie behalten. Das sorgt für innerparteiliche Debatten. Der forschungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Martin Neumann, legte Koch-Mehrin öffentlich nahe "zu durchdenken, welche Verantwortung sie dem Mandat gegenüber hat".

Während das FDP-Präsidium heute in Berlin berät, muss sich an der Universität Bonn der FDP-Europapolitiker Jorgo Chatzimarkakis einer Anhörung zu seiner Doktorarbeit stellen. Das erfuhr der "Trierische Volksfreund". 85 Seiten Argumentationshilfe nimmt er mit; die Anhörung vor einer Arbeitsgruppe der Uni hat er zuvor mit einem Rechtsanwalt simuliert. "Das ist schließlich wie ein Verfahren vor Gericht", sagt Chatzimarkakis. Den Plagiatsfahndern im Internet warf Chatzimarkakis vor, Politiker bestimmter Couleur willkürlich zu jagen. Ebenfalls in Bonn gab die sicherheitspolitische Expertin Margarita Mathiopoulos 1986 ihre Dissertation ab, in der der "Spiegel" schon 1989 Plagiatsstellen entdeckte. 1991 hatte die Uni gegen eine Aberkennung des Titels entschieden. Jetzt will die Internet-Plattform "Wikiplag" nachweisen können, dass Plagiatsstellen in 37 Prozent der Arbeit zu finden sind.

Die neue, junge Führung der FDP befindet sich jetzt in einem Dilemma. Als Rechtsstaatspartei können die Liberalen die eigenen Leute nicht fallen lassen, solange deren Schuld nicht erwiesen ist. Außerdem gilt Koch-Mehrin als Ziehkind von Ex-Parteichef Guido Westerwelle. Leicht könnte da der Verdacht aufkommen, Rösler ginge nun in einer Art Sippenhaft gegen sie vor. wk

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