Paris verstärkt Truppen in Mali

Paris/Bamako. Angesichts des Widerstandes der islamistischen Rebellen in Mali richtet sich Frankreich auf einen längeren Einsatz in dem westafrikanischen Land ein. Nach übereinstimmenden Berichten will Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian bis zu 2500 Soldaten nach Mali schicken

Paris/Bamako. Angesichts des Widerstandes der islamistischen Rebellen in Mali richtet sich Frankreich auf einen längeren Einsatz in dem westafrikanischen Land ein. Nach übereinstimmenden Berichten will Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian bis zu 2500 Soldaten nach Mali schicken. Aktuell sind nach Angaben seines Ministeriums rund 1700 Soldaten an dem Militäreinsatz beteiligt, davon 800 auf malischem Boden. Die übrigen operieren von französischen Stützpunkten in Afrika aus.Ein Sprecher der malischen Streitkräfte sagte gestern, Frankreich habe seine Luftangriffe gegen Stellungen der Rebellen in Gao, Kidal und Timbuktu im Norden des Landes fortgesetzt. Islamistische Rebellen kontrollierten nach wie vor die umkämpfte Stadt Diabali im Zentrum des Landes, sagte der malische Oberst Diarran Kone. Die Aufständischen hatten die Stadt erst tags zuvor eingenommen. Eine französische Einheit mit 200 Soldaten und 60 gepanzerten Fahrzeugen traf gestern auf dem Landweg von der Elfenbeinküste aus in der Hauptstadt Bamako ein. Außerdem seien mit britischer Unterstützung mehrere gepanzerte Fahrzeuge eingeflogen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit. Nach Berichten französischer Medien plant Frankreich einen Stützpunkt in Mopti im Zentrum von Mali, um von dort Operationen gegen die Rebellen im Norden des Landes zu starten.

Frankreichs Präsident Hollande geht davon aus, dass bis zum Einsatz der afrikanischen Einheiten in Mali noch "gut eine Woche" vergehen wird. Länder wie Niger, Burkina Faso, Senegal, Togo, Nigeria und Benin wollen die malische Regierung mit der gemeinsamen Kampftruppe gegen die islamistischen Aufständischen im Land unterstützen.

Die Militärchefs der Mitgliedsländer der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas berieten gestern über die Aufstellung einer rund 3300 Mann starken gemeinsamen Kampftruppe. "Wir sind hier, um unsere Unterstützung der Streitkräfte Malis bei der Befreiung des Nordens zu erneuern", sagte der Kommandeur der Einsatztruppen, General Soumaila Bakayoko (Elfenbeinküste). Deutschland erwägt die Bereitstellung von Flugzeugen, mit denen Soldaten der Ecowas-Länder transportiert werden sollen. Nach dpa-Informationen prüft Berlin die Entsendung von vier Transall-Transportflugzeugen und einem Airbus. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr habe nach einer Anfrage Frankreichs die Verfügbarkeit der entsprechenden Transporthilfe gemeldet und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) zur Entscheidung vorgelegt. Die Außenminister der 27 EU-Staaten wollen morgen die Entsendung einer EU-Ausbildungsmission für die Streitkräfte Malis offiziell beschließen. Die rund 200 Soldaten sollen nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen.

Die humanitäre Lage in Mali hat sich nach Angaben von Helfern durch die jüngsten Kämpfe weiter zugespitzt. Seit dem militärischen Eingreifen Frankreichs habe sich die Zahl der innerhalb Malis geflohenen oder vertriebenen Menschen um mehr als 30 000 erhöht, berichtete das UN-Büro zur Nothilfekoordinierung (OCHA). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat das Eingreifen Frankreichs in Mali einhellig gutgeheißen. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Welt-Nichts-Tag´Am 16. Januar war Welt-Nichts-Tag. Anlass genug, um sich mit dem Nichts einmal genauer zu befassen. Wir haben uns mit einem Physiker, einem Theologen, einem Psychiater und mit SZ-Lesern über Nichts unterhalten; darüber, wie kostbar es ist
Welt-Nichts-Tag´Am 16. Januar war Welt-Nichts-Tag. Anlass genug, um sich mit dem Nichts einmal genauer zu befassen. Wir haben uns mit einem Physiker, einem Theologen, einem Psychiater und mit SZ-Lesern über Nichts unterhalten; darüber, wie kostbar es ist