Papst setzt Zeichen für Frieden

Jerusalem · Papst Franziskus ist dafür bekannt, dass er gerne mal vom Protokoll abweicht. Meist sind es diese Momente, die die Menschen besonders bewegen. So war es auch bei der Reise des Kirchenoberhaupts in den Nahen Osten.

Die interessantesten Momente des Besuchs von Papst Franziskus in Israel waren die außerhalb des Protokolls. Nicht vorgesehen auf der dreitägigen Nahost-Reise, die gestern zu Ende ging, war das Gebet des Kirchenoberhauptes an der Trennmauer zwischen Israel und den Palästinensergebieten in Bethlehem. Ebenso wenig war seine Einladung an die Präsidenten Schimon Peres und Mahmud Abbas zum gemeinsamen Friedensgebet in Rom geplant. Auch sein dringendes Plädoyer gegen den Terror, als der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an der Gedenktafel für die Terror-Opfer Stopp machte, war improvisiert.

Schritt auf Schritt begleiteten hunderte Sicherheitsleute den Papst auf dem Boden und per Hubschrauber. Das eng gestrickte Pflichtprogramm von Franziskus umfasste Empfänge, Messen, Treffen mit den jüdischen und muslimischen Religionsführern und nicht zuletzt die Gespräche mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel, denen die gesamte Reise galt. Franziskus und Bartholomaios knüpften an das Treffen vor 50 Jahren an, als sich erstmals nach der Spaltung der Kirchen der katholische Papst Paul VI. und der orthodoxe Patriarch Athenagoras in Jerusalem trafen.

Auf seinen eigenen Wunsch brachte der Papst zwei langjährige Freunde aus Argentinien mit ins Heilige Land. Der Rabbiner Abraham Skorka und der Islamgelehrte Omar Abboud nahmen Franziskus vor der jüdischen Klagemauer für einen kurzen Moment gemeinsam in die Arme und gaben so das Signal, dass Verständigung und ein Miteinander der Religionen möglich sind.

Immer wieder ging es um den Frieden und die Hoffnung, der Besuch des Papstes möge neue Anstöße geben. Letztendlich verfolgten Palästinenser und Israelis aber doch ihre eigene Agenda und versuchten, dem Papst und der Öffentlichkeit die eigene Position zu vermitteln. Von einem "palästinensischen Sieg" schrieb die Zeitung "Haaretz". Dazu gerechnet wird vor allem das Gebet an der Trennmauer, die Israel vor gut zehn Jahren als Anti-Terror-Maßnahme errichten ließ. Für die Israelis standen zwei Tage nach dem Attentat auf das jüdische Museum in Brüssel Terror und Antisemitismus ganz oben auf der Agenda. "Der größte Widerspruch", meinte Peres, "besteht zwischen Glauben und Mord".

Die arabischen Christen in Israel hatten nur während der großen Messe in Bethlehem Gelegenheit, den Papst zu sehen. Ein Besuch in Nazareth war aus Zeitgründen nicht geplant, und in Jerusalem hielten massive Sicherheitsvorkehrungen Gläubige und Schaulustige auf Abstand.

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