Oettinger attackiert AfD-Chefin Petry

Berlin · Seine Sprüche in „Kalaschnikow“-Schwäbisch sind legendär. Als EU-Kommissar ist Günther Oettinger etwas ruhiger geworden. Im Wahlkampf ledert der CDU-Mann nun aber deftig gegen die AfD-Frontfrau los.

Es ist derzeit eine politische Gretchen-Frage: Wie hält es die CDU mit der AfD? Es gibt immer noch viele in der Union, die Nichtbeachtung für den richtigen Umgang mit den Rechtspopulisten halten. Andere warnen sogar davor, auf deren Themen ("Grenze zu") aufzuspringen. EU-Kommissar Günther Oettinger , Wahlkämpfer für seinen Heimatverband in Baden-Württemberg, hat sich für den Frontalangriff entschieden. "Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen", sagte der Digitalkommissar am Montagabend bei einer Talkrunde in der Berliner Repräsentanz des US-Softwareriesen Microsoft über die AfD-Chefin Frauke Petry.

Im Saal gibt es ein paar Lacher von den etwa 300 Zuhörern, wie Teilnehmer später berichten. Doch im Internet erntet Oettinger prompt einen Shitstorm - Spott und Häme ergießen sich über den 62-Jährigen. Oettinger war als Ministerpräsident (2005-2010) im Südwesten mit flapsigen Sprüchen und peinlichen Aktionen aufgefallen - zum Beispiel mit einem Partyfoto, auf dem er ein aufgeklapptes Teesieb als Brille trug. Von Entgleisung ist jetzt in den sozialen Netzwerken die Rede, Petry-Unterstützer nennen Oettinger einen "Hassprediger".

Doch der CDU-Mann bleibt auch am Dienstag dabei und verweist darauf, dass Petry sich dafür ausgesprochen hatte, Flüchtlinge notfalls mit Waffengewalt am Grenzübertritt zu hindern. Diese Aussage halte er für "menschenverachtend und unmöglich", verteidigt sich Oettinger. "Diese Frau ist eine Schande für die deutsche Politik - und das habe ich deutlich gesagt." Er erwähnt nicht, dass Petry mittlerweile etwas zurückgerudert ist.

Die Komiker der ZDF-"heute-show", die Oettinger häufiger durch den Kakao ziehen, twittern: "Dabei hätte sie die Waffe doch schon beim ersten Grenzübertritt in der Hochzeitsnacht gezogen." Petry (40) selbst antwortet via "Bild": "Herr Oettinger, Ihr Kopfkino ist unappetitlich." Und Petrys Lebensgefährte Marcus Pretzell, AfD-Chef in Nordrhein-Westfalen, betont, er habe nicht vor, sich eine Kugel in den Kopf zu schießen. "Nicht der erste Vorschlag von @GOettingerEU den ich ablehnen muss", twittert er. Bleibt die Frage, wem der Streit eher nutzt: Der Union im Kampf um Stimmen oder der AfD, die wieder in aller Munde ist.

In Baden-Württemberg nimmt man es gelassen. "Oettinger hat wenigstens noch Unterhaltungswert", sagt ein führender CDU-Mann und verweist auf den Spitzenkandidaten Guido Wolf, der blass bleibe. Der Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke - eher kein Petry-Freund - versucht, den Oettinger-Satz in politischen Gewinn umzumünzen: Der Kommentar des EU-Kommissars markiere einen "neuen Tiefpunkt der politischen Auseinandersetzung mit der AfD". Oettinger müsse sich entschuldigen.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat der AfD unterdessen eine "offen rassistische" Gesinnung bescheinigt. Die Partei wolle "eine völkische Gesellschaft", die auf Ausgrenzung beruhe, sagte er der "Rheinpfalz".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort