Nordkorea provoziert weiter

Seoul. Nordkorea treibt trotz der weltweiten Kritik an seinem Atomwaffentest die militärische Aufrüstung voran. Gestern feuerte das kommunistisch regierte Land zu Testzwecken zwei Kurzstreckenraketen ab, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul meldete

Seoul. Nordkorea treibt trotz der weltweiten Kritik an seinem Atomwaffentest die militärische Aufrüstung voran. Gestern feuerte das kommunistisch regierte Land zu Testzwecken zwei Kurzstreckenraketen ab, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul meldete. Den Angaben zufolge testete das Militär eine Boden-Luft-Rakete und eine Rakete, die auf Schiffe abgefeuert werden kann. Die beiden Geschosse, die jeweils eine Reichweite von rund 130 Kilometern hatten, schlugen im Meer auf. Bereits am Montag hatte Nordkorea zusätzlich zu dem unterirdischen Atomwaffentest drei Kurzstreckenraketen getestet.

In einer Dringlichkeitssitzung verurteilten die 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats gestern einstimmig den Atomwaffentest. In seiner vom russischen UN-Botschafter Witali Tschurkin verlesenen Erklärung bezeichnete das Gremium die Aktion als "klaren Verstoß gegen die UN-Resolution 1718".

Im Oktober 2006 hatte der UN-Sicherheitsrat in dieser Resolution Nordkorea weitere Atomwaffen- oder Raketentests untersagt, nachdem der international isolierte Staat einen ersten unterirdischen Atomwaffentest vorgenommen hatte. Das Auswärtige Amt in Berlin bestellte den nordkoreanischen Botschafter Hong Chang Il ein.

Der Beauftragte für Asien- und Pazifikpolitik im Auswärtigen Amt, Hans-Henning Blomeyer-Bartenstein, bekräftigte die "scharfe Kritik" der Bundesregierung an den Tests, wie das Auswärtige Amt am Dienstag in Berlin mitteilte. Sie bedeuteten "einen klaren Bruch von UN-Resolutionen". Blomeyer-Bartenstein forderte die nordkoreanische Regierung auf, von weiteren Atom- und Raketentests Abstand zu nehmen. Die UN-Sicherheitsratsmitglieder nahmen die Arbeit an einer neuen Resolution auf, die ein schärferer Beschluss als die bislang verabschiedete Erklärung wäre. Resolutionen des Sicherheitsrats sind im Unterschied zu seinen Erklärungen völkerrechtlich bindend. Die US-Botschafterin bei der Uno, Susan Rice, sagte, Nordkorea werde für sein Vorgehen "zu zahlen haben".

US-Präsident Barack Obama und sein südkoreanischer Kollege Lee Myung Bak vereinbarten in einem Telefonat, sich gemeinsam für eine "starke" Resolution mit "konkreten Maßnahmen" einzusetzen, wie die US-Regierung mitteilte.

Mehrere westliche Vertreter, darunter auch EU-Chefdiplomat Javier Solana, befürworteten weitere Sanktionen gegen Pjöngjang. Der neuerliche Atomwaffentest bedeutet einen schweren Rückschlag in den seit sechs Jahren andauernden Bemühungen, Nordkorea von seinem Streben nach einem Atomwaffenprogramm abzubringen. Zeitungen in Nordkorea kritisierten den neuen US-Präsidenten. Obama verfolge dieselbe "rücksichtslose" Politik wie sein Vorgänger George W. Bush, hieß es in dem Parteiblatt "Rodong Sinmun". Nordkorea solle "mit Waffengewalt zum Schweigen gebracht werden". afp

Hintergrund

Der neue Atomtest Nordkoreas hat Befürchtungen ausgelöst, das kommunistische Land könnte schon bald über ein gefährliches atomares Droh- und Angriffspotenzial verfügen. Erst kürzlich hat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Mohammed el Baradei, Nordkorea in die Reihe der Atommächte eingeordnet. Experten glauben, dass Pjöngjang aber erst in etwa acht Jahren einen Sprengkopf bauen kann. dpa

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