Nordkorea droht USA mit Atomschlag

Tokio. Neue Eskalationsstufe im Nordkorea-Konflikt: Nach der Entsendung zweier US-Kriegsschiffe in den West-Pazifik hat das Regime in Pjöngjang den USA offiziell mit einem möglichen Atomschlag gedroht

Tokio. Neue Eskalationsstufe im Nordkorea-Konflikt: Nach der Entsendung zweier US-Kriegsschiffe in den West-Pazifik hat das Regime in Pjöngjang den USA offiziell mit einem möglichen Atomschlag gedroht. Militärische "Operationen ohne jede Rücksicht" seien nun bewilligt, gab die oberste Militärführung am späten Mittwochabend in einer an Weißes Haus und Pentagon gerichteten Mitteilung bekannt, wie die südkoreanische Agentur Yonhap berichtete. Bei dem "gnadenlosen Einsatz" könnten "moderne" Atomwaffen eingesetzt werden. Nordkorea verfügt nach Ansicht von Experten allerdings nicht über die technischen Mittel, das US-Festland mit Langstreckenraketen anzugreifen.

Ein nordkoreanischer Angriff mit Mittelstreckenraketen etwa auf die US-Truppen in Südkorea oder Militärstützpunkte in Japan liegt nach Experteneinschätzung durchaus im Bereich des Möglichen. Ferner kann das Land mit seinen Raketen Ziele in ganz Südkorea erreichen.

Devisenbringer für Nordkorea

Zuvor hatte Pjöngjang Pendlern aus Südkorea den Zugang zur gemeinsamen Sonderwirtschaftszone Kaesong untersagt und damit die letzte Verbindung zum Süden gekappt. Der weitgehend von südkoreanischer Seite finanzierte Komplex Kaesong ist das einzige noch verbliebene Kooperationsprojekt zwischen beiden verfeindeten Ländern. Der nur einige Kilometer von der schwer bewachten Grenze entfernte Industriepark gilt als wichtiger Devisenbringer für den verarmten, aber hochgerüsteten Norden.

Dutzende Lastwagen und rund 480 südkoreanische Beschäftigte, die gestern Morgen in den gemeinsam betriebenen Industriepark auf der nordkoreanischen Seite der Grenze einreisen wollten, mussten umkehren. "Die Nordkoreaner haben uns mitgeteilt, dass sie angesichts der jüngsten Entwicklungen in den Nord-Süd-Beziehungen und der Lage auf der koreanischen Halbinsel beschlossen haben, die Einreise nach Kaesong zu verweigern", erklärte ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums. Alle Südkoreaner, die sich zum Zeitpunkt der Grenzschließung in Kaesong aufgehalten haben, dürften das Land aber verlassen.

Die Regierung in Seoul legte Protest ein und forderte die sofortige Öffnung der Grenze. Verteidigungsminister Kim Kwan Jin warnte laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap, Seoul werde seine Staatsbürger notfalls mit militärischer Gewalt befreien.

Die Südkoreaner, die sich in Kaesong in der nordkoreanischen Grenzregion aufhielten, konnten am Mittwoch auf eigenen Wunsch zurückkommen. Bis zum Abend kehrten nach offiziellen Angaben 33 von mehr als 860 Südkoreanern aus Kaesong heim.

Seit Wochen Drohungen

Seit Wochen vergeht auf der koreanischen Halbinsel kein Tag ohne Provokationen und militärisches Säbelrasseln. Erst am Dienstag hatte das Regime in Pjöngjang angekündigt, seine vor sechs Jahren stillgelegte Atomanlage wieder hochzufahren. Zuvor stieß das Regime wüste Angriffsdrohungen gegen US-Militärstützpunkte in Südkorea und Japan aus und drohte gar mit einem Atomkrieg. Die USA verstärkten im Gegenzug ihre militärische Präsenz in Südkorea. dapd/dpa

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