Rampensau mit Rasen-Allergie

London · Als erste Deutsche seit Steffi Graf 1999 steht Sabine Lisicki im Endspiel von Wimbledon. Schon als Kind träumte sie davon, das bedeutendste Tennisturnier der Welt einmal zu gewinnen.

Als Sabine Lisicki im Januar 2008 nach ihrem Erstrunden-Sieg bei den Australian Open verkündete, sie wolle die Nummer eins der Tennis-Welt werden, schwankte die Einschätzung der Zuhörer zwischen Größenwahn und Selbstbewusstsein. 18 Jahre alt war die Deutsche, in der Rangliste auf Platz 194 notiert. Nach der dritten Runde war schon wieder Schluss - und viele dachten: Wieder eine, deren Worte vielversprechender sind als die Taten auf dem Platz.

Jetzt steht diese Sabine Lisicki im Endspiel der traditionsreichsten Veranstaltung, die ihre Sportart zu bieten hat. Im Finale von Wimbledon. "Es könnte keinen besseren Ort für mein erstes Grand-Slam-Finale geben", sagte sie. Die 1,78 Meter große Rechtshänderin liebt die großen Bühnen, am allerliebsten spielt sie an der Church Road - trotz einer Rasen-Allergie. "Sabine ist eine Rampensau", sagt Bundestrainerin Barbara Rittner.

Dabei musste Lisicki schon Rückschläge verkraften, die für eine ganze Karriere reichen. 2009 wurde sie bei den US Open mit einem Rollstuhl vom Platz gefahren. Im März 2010 zog sich Lisicki einen Bänderriss zu, musste fünf Monate pausieren und verpasste Wimbledon. Ein Drama spielte sich auch 2011 bei den French Open ab, als sie völlig entkräftet auf einer Trage den Platz verlassen musste. In diesen wundersamen Wimbledon-Tagen blickte sie auf die schwere Zeit zurück. "Ich musste wieder lernen, zu laufen. Da habe ich gemerkt, wie dankbar man sein muss, zwei gesunde Beine zu haben." Als Lisicki auf Krücken gehen musste, las sie das Buch von Alpinski-Legende Hermann Maier, der nach einem Motorradunfall zurückkam und trotzdem noch einmal Gesamt-Weltcupsieger wurde.

Nun will sich Lisicki in die Legendengalerie neben Boris Becker und Steffi Graf einreihen. Sie ist die erste Deutsche im Wimbledon-Finale seit Graf 1999 und will sich als erste Deutsche seit Grafs Sieg gegen Arantxa Sánchez-Vicario 1996 zur Wimbledon-Championesse krönen. "Damit würde ein Traum in Erfüllung gehen. Seit ich ein Mädchen war, träume ich davon, Wimbledon zu gewinnen", sagte sie. Ihr Finale gegen die Französin Marion Bartoli wird an diesem Samstag ab 15 Uhr exklusiv beim Bezahlsender Sky zu sehen sein. Die ARD blitzte beim Rechte-Inhaber mit einem Angebot für eine Übertragung des Endspiels ab.

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Auf Einen BlickDer Weltranglisten-Erste Novak Djokovic steht zum zweiten Mal im Endspiel von Wimbledon. Der Serbe gewann am Freitag gegen den Argentinier Juan Martin del Potro nach 4:43 Stunden mit 7:5, 4:6, 7:6 (7:2), 6:7 (6:8), 6:3. Im Finale trifft Djokovic am Sonntag auf den Schotten Andy Murray, der Jerzy Janowicz in vier Sätzen besiegte. dpa

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