Gegenwind für den Windpark

Homburg/Einöd · Ursprünglich sollte der Stadtrat am Donnerstag den Windpark bei Einöd beschließen. Daraus wird nun vorerst nichts. Der Punkt wurde von der Tagesordnung genommen. Vor Ort wünschen sich Ortsräte und Bürger zunächst mehr Informationen.

Eigentlich sollte im Grenzbereich von Homburg zur Nachbarstadt Zweibrücken ein Windpark entstehen. Und eigentlich sollte der Homburger Stadtrat in der kommenden Woche für dieses Bauvorhaben grünes Licht geben. Nach Beschwerden von betroffenen Bürgern, die sich an unsere Zeitung wandten und eher zurückhaltenden Reaktionen der Ortsräte aus Wörschweiler und Kirrberg, wurde der Tagesordnungspunkt nun aber abgesetzt. Das bestätigte am Freitag auch Beigeordneter Rüdiger Schneidewind.

Am Kernproblem, der fehlenden Bürgerbeteiligung, ändert dies aber augenscheinlich nichts - das zumindest zeigen unsere Recherchen. So stehen die Planungen für den Windpark "Auf dem Weißen Trisch", der im März 2012 per beschlossenem Bebauungsplan auf den Weg gebracht wurde, unter einem schlechten Stern. Denn: Damals hatte Homburgs Oberbürgermeister Karlheinz Schöner versprochen, "die Bevölkerung auf dem Weg mitzunehmen". Er kündigte baldige Bürgerversammlungen an. Die gab es bislang aber nicht. Und das sorgte nun so kurz vor der geplanten abschließenden Ratsentscheidung in der kommenden Woche für Unmut und Unverständnis - vor allem in den südlichen Stadtteilen Homburgs. Wie unsere Zeitung erfahren hat, gab es am Donnerstagabend bei einer gemeinsamen, nichtöffentlichen Sitzung der Ortsräte Wörschweiler und Kirrberg schon mal keine Empfehlung zu den Windpark-Plänen.

Beide Ortsräte sorgten vielmehr per Antrag an die Verwaltung dafür, den Tagesordnungspunkt von der Stadtratssitzung zu nehmen und besser in einer später folgenden Sondersitzung abschließend zu entscheiden. Der Wörschweiler Ortsvorsteher Reinhold Nesselberger sagte am Freitag gegenüber unserer Zeitung: "Wir waren aufgrund der Fülle an Informationen, die wir erstmals gehört haben, einfach nicht in der Lage, diese direkt in eine Entscheidung einfließen zu lassen". Die Ortsratsmitglieder wollen, so Nesselberger, schnellstens den Kontakt mit der Bevölkerung suchen und ihnen die Pläne erläutern. "Es kann ja wirklich niemand gegen einen Windkraftpark sein, aber wir dürfen die Leute nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Es muss bei allem das ,Schutzgut Mensch' im Vordergrund stehen." Die Bürger dürften keinen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt sein.

Auf Nachfrage unserer Zeitung am Freitag bestätigte Stadtpressesprecher Jürgen Kruthoff Nesselbergers Kritik, dass es trotz entsprechender Ankündigungen von Oberbürgermeister Karlheinz Schöner keinerlei Bürgerversammlungen gegeben habe. Immerhin habe man aber, und darauf wies Kruthoff ausdrücklich hin, zumindest dem Wunsch des Projektverantwortlichen widersprochen, die Entscheidung einzig im Stadtrat fällen zu lassen. So sei es in der Folge zur besagten nichtöffentlichen Sitzungen der Ortsräte aus Wörschweiler und Kirrberg gekommen. Kruthoff: "Am Dienstag wird dann noch in Einöd nichtöffentlich beraten."

Derzeit nicht mehr aktuell seien, wie Kruthoff weiterhin mitteilte, die ursprünglichen Pläne, den Windpark auch auf rheinland-pfälzischer Seite auf Zweibrücker Gebiet zu etablieren. "Dort läuft noch der Prüfungsprozess", erklärte Kruthoff mit Blick auf eine etwas andere Umwelt- und Naturschutzgesetzeslage in Rheinland-Pfalz. Deswegen sei das Vorhaben in Homburg vom Planer/Investor abgekoppelt worden. Von einem gemeinsamen großen Windpark diesseits und jenseits der Grenze, wie ursprünglich beabsichtigt, ist derzeit keine Rede mehr.

Zum Thema:

Auf einen BlickDer Windpark "Auf dem Weißen Trisch" zwischen Einöd und Kirrberg soll sechs bis sieben Windräder erhalten. Diese sollen eine Nabenhöhe von maximal 145 Metern haben, bei einem Durchmesser der Rotoren von maximal 120 Metern. Damit ist von einer Gesamthöhe von maximal 205 Metern auszugehen. Ein Windrad soll die Leistung von maximal 3200 Kilowatt erreichen. pn

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