Kommentar Ein Nerd und sein Weckruf

Die Wortwahl nach dem Datenklau war schon gravierend: Demokratiegefährdend sei die Tat. So ist es zum Glück nicht. Der Staatsfeind Nummer Eins ist 20 Jahre alt und Schüler.

Kommentar Datenklau: Ein Nerd und sein Weckruf
Foto: SZ/Robby Lorenz

Keine dunklen Mächte waren am Werk, und es war auch kein groß angelegter Hackerangriff, um Deutschland zu destabilisieren. Einer von nebenan war es, ein Nerd. Das macht die Tat nicht minder schwer, aber es hilft, sie richtig einzuordnen. Für viele Internetjunkies ist es ein Sport, im Netz Hürden zu überschreiten. Nur sind die Folgen extrem. Wer Daten, Fotos, Chats öffentlich zugänglich macht, greift in der digitalen Welt nach dem Privatesten des Privaten. Die Entblößung kann die Betroffenen zerbrechen und Leben zerstören. Genau deshalb ist diese Tat so verwerflich.

Das Imperium schlägt nun mit aller Macht und schnell zurück: Nur 48 Stunden hat es gedauert, den jungen Mann zu ermitteln. Das spricht für die Mechanismen, die greifen, sobald ein solcher Fall bekannt wird. Und das spricht dagegen, nun reflexartig Gesetze zu verschärfen oder neue zu erlassen. Aber klar ist auch: Wie beim Terrorismus gibt es bei der Cyberkriminalität keine absolute Sicherheit. Die Täter sind meist einen Schritt weiter. Es bleibt ein Wettlauf, bei dem die Behörden vor allem eines sein müssen: wach. Womit zugleich jeder Einzelne ins Spiel kommt. Jeder muss lernen, professioneller mit seinen Daten umzugehen. Der Fall ist ein Weckruf, den die internetschläfrige Republik offenbar gebraucht hat.

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