"Man stolpert quasi an jeder Ecke über den Bergbau"

Saarbrücken. Am liebsten würde er sich "an jeden Förderturm ketten", tat Reinhard Klimmt anlässlich einer Bergbau-Veranstaltung vor anderthalb Jahren in Reden kund. Um die das Saarland über Jahrzehnte kennzeichnenden Landmarken zu sichern

 Der älteste seiner Art: Camphausen IV, wie die Stahlbeton-Konstruktion von 1911 schlicht heißt, ist heute der älteste Förderturm in Deutschland und hat aufgrund seiner Bauweise nationale Bedeutung. Daneben das Fördergerüst über Schacht Camphausen II. Foto: Thomas Reinhardt

Der älteste seiner Art: Camphausen IV, wie die Stahlbeton-Konstruktion von 1911 schlicht heißt, ist heute der älteste Förderturm in Deutschland und hat aufgrund seiner Bauweise nationale Bedeutung. Daneben das Fördergerüst über Schacht Camphausen II. Foto: Thomas Reinhardt

Saarbrücken. Am liebsten würde er sich "an jeden Förderturm ketten", tat Reinhard Klimmt anlässlich einer Bergbau-Veranstaltung vor anderthalb Jahren in Reden kund. Um die das Saarland über Jahrzehnte kennzeichnenden Landmarken zu sichern. Mittlerweile ist der Alt-Ministerpräsident Vorsitzender eines Gremiums, das von der Landesregierung beauftragt, erarbeitet, wie man mit dem Erbe des Bergbaus museal umgeht. Von November an soll es eine Dauerausstellung, "Das Erbe" betitelt, im Redener Zechenhaus geben. Rund 1300 Quadratmeter Museumsfläche für Jahrhunderte prägende Geschichte? Wenig genug.Und doch ist dies letztlich eine überschaubare Herausforderung, blickt man dagegen auf die Masse der Bergbaurelikte im Land: Fördergerüste, Tageanlagen, Arbeiter- und Direktionshäuser, Halden und Absinkweiher. Speziell in der Region des Saarkohlenwaldes, der sich von Saarbrücken bis Neunkirchen erstreckt, lasse sich Bergbau in einer einzigartigen Dichte erleben, deutlich konzentrierter als an der Ruhr, sagt der Bergbau-Experte Delf Slotta: "Man stolpert hier quasi an jeder Ecke über den Bergbau." Allein in dieser Region des Landes finden sich mit Reden und Göttelborn zwei herausragende Grubenstandorte. Dazu kommen Ensdorf, aber auch Itzenplitz, Velsen, Camphausen mit seinem Hammerkopf-Förderturm, wie auch die unauslöslich mit dem schweren Unglück verknüpfte Grube Luisenthal.

Nimmt man noch den Warndt hinzu, sind es schnell 30 Bergbaustandorte von Belang im Saarland. "Doch wir werden nicht alles erhalten können", sagt Slotta, Direktor des Instituts für Landeskunde und an der Spitze des "Lenkungskreises Bergbauflächen" intensiv mit der Frage der künftigen Nutzung von ehemaligen Montan-Arealen betraut. So gelte es, meint Slotta, neben dem Erhalt des baulichen Erbes und der Landschaft, die durch den Kohleabbau geprägt wurde, über Neunutzungen nachzudenken - um altes Grubenterrain idealerweise ökonomisch neu zu nutzen.

Zudem dürfe man über die beeindruckende Technik nicht die Menschen vergessen, die sie gebaut und mit ihnen gearbeitet haben. Auch deren Geschichte(n) gelte es zu dokumentieren und für kommende Generationen erlebbar zu halten. oli

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