Kritik an Sarrazin wegen seiner Ausländerschelte hält an

Berlin. Wegen seiner kritischen Äußerungen über türkische und arabische Einwanderer sieht sich Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (Foto: dpa) weiter mit Rücktrittsforderungen konfrontiert

Berlin. Wegen seiner kritischen Äußerungen über türkische und arabische Einwanderer sieht sich Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (Foto: dpa) weiter mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Der Paritätische Gesamtverband und ein Zusammenschluss von 100 Migrantenorganisationen warfen dem SPD-Politiker in einem Schreiben vor, er habe "die Grenze zu rassistisch und sozialdarwinistischen Äußerungen erreicht, wenn nicht bereits überschritten". In dem an Sarrazin gerichteten Brief riefen sie das Mitglied des Bundesbankvorstands auf, sein Amt "unverzüglich" niederzulegen. Sarrazin hatte in einem Interview den türkischen und arabischen Einwanderern in Berlin vorgeworfen, sie seien "weder integrationswillig noch integrationsfähig". Sie hätten "keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel". Der Paritätische Gesamtverband und das zu diesem Verband gehörende Forum der Migrantinnen und Migranten erklärten, mit seinen Aussagen habe der frühere Berliner Finanzsenator "die Schwelle zum nicht mehr Verantwortbaren und damit nicht mehr Tolerierbaren eindeutig überschritten".

Anhänger rechtsradikalen und neonazistischen Gedankenguts hätten bereits beigepflichtet "und werden sich freuen, dass ihre latent-aggressive und verächtliche Sprache nun auch schon in Vorstandsetagen gedrungen ist". Als Spitzenrepräsentant einer öffentlichen Institution wie der Bundesbank sei Sarrazin damit "nicht mehr tragbar". Die frühere Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John warf Sarrazin Rassismus vor. Seine Aussagen seien "abwertend, niedermachend, destruktiv und ausgrenzend", sagte sie der "Frankfurter Rundschau". John fügte hinzu: "Nach der allgemeinen Definition, was rassistisch ist, könnte man seine Äußerungen da einordnen."

Der Vorsitzende der Kommission für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Alfred Buß, bezeichnete Sarrazins Äußerungen indes als überheblich. Es sei zwar nicht hilfreich, Probleme "politisch korrekt zu tabuisieren". Aber es helfe noch viel weniger, Einwanderern die alleinige Schuld für misslungene Integration zuzuschieben, erklärte Buß. Es gebe zwar wachsende Unterschichten. Die Probleme dort seien jedoch nicht die bestimmter Volksgruppen, sondern hätten soziale Gründe wie Armut und Unwissen. Er machte vor allem die deutsche Bildungspolitik und die Diskriminierung für die Probleme von Einwanderern verantwortlich. afp/epd

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