Israel schlägt gegen Syrien zu

Tel Aviv. Bisher hat Israel versucht, sich aus dem blutigen Konflikt in Syrien herauszuhalten. Jetzt aber sollen israelische Kampfjets ein militärisches Forschungszentrum bei Damaskus zerbombt haben. Das behaupten syrische Staatsmedien

Tel Aviv. Bisher hat Israel versucht, sich aus dem blutigen Konflikt in Syrien herauszuhalten. Jetzt aber sollen israelische Kampfjets ein militärisches Forschungszentrum bei Damaskus zerbombt haben. Das behaupten syrische Staatsmedien. Aus westlichen Quellen hieß es, ein Fahrzeugkonvoi mit hochmodernen russischen SA-17-Flugabwehrraketen für die Hisbollah im Libanon sei in der Nacht zu Mittwoch angegriffen worden. "Eventuell wurden auch beide Ziele bombardiert", sagte der israelische Sicherheitsexperte Schlomo Brom. Israel selbst schweigt wie immer. Eindeutig ist auf jeden Fall die Botschaft: Keine syrischen Chemiewaffen oder moderne Flugabwehrraketen für die israelfeindliche Hisbollah. Eine Parteinahme im syrischen Konflikt ist das nicht.Angesichts der instabilen Lage im Nahen Osten, vor allem aber in Syrien und im Libanon, schrillten die Alarmglocken wegen des israelischen Eingreifens. Russland als einer der letzten Verbündeten Syriens reagierte mit "tiefer Besorgnis". "Wenn die Informationen bestätigt werden, wäre dies ein grober Verstoß gegen die UN-Charta", teilte das Außenministerium in Moskau mit. Ein derartiger Angriff auf einen souveränen Staat sei "nicht hinnehmbar". Die israelische Zeitung "Jediot Achronot" warnte sogar, die Gefahr eines "Flächenbrandes" an Israels Nordgrenze sei seit dem Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 noch nie so groß wie jetzt gewesen. Die Reaktionen der Akteure im Nahost-Konflikt deuten jedoch eher auf begrenzte Folgen hin, zumindest vorerst. Zwar waren Raketenabwehrsysteme vergangene Woche nach Haifa und Safed verlegt und die israelischen Streitkräfte unbestätigten Medienberichten zufolge in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden, aber weder Syrien noch die Hisbollah machten Anstalten für Vergeltungsschläge. Überrasachend für viele war die Reaktion des Irans, der eigentlichen Schutzmacht des Assad-Regimes und der Hisbollah: In Teheran herrschte zunächst Funkstille. Dann wartete Außenminister Ali-Akbar Salehi mit dem Vorwurf auf, die "Terroristen" in Syrien würden dieselben Ziele wie Israel verfolgen. Noch vergangene Woche hatte das etwas mutiger geklungen: Jeder Angriff auf Syrien werde als ein Angriff auf den Iran gewertet, hieß es da. "Vielleicht ist ihnen klar geworden, dass sie Israel nicht von einem Eingreifen abschrecken konnten. Auf jeden Fall wird Teheran weder Israel noch den USA zum jetzigen Zeitpunkt einen Vorwand für einen Angriff auf sein Atomprogramm liefern wollen", meinte der israelische Sicherheitsexperte Mark Heller.

Israel will mit seinem Vorgehen offensichtlich nicht entscheidend in den innersyrischen Konflikt eingreifen, sondern nur gezielt angreifen, wenn es seine Interessen bedroht sieht. Es gehe um eine Politik der Prävention. Waffen für Feinde Israels sollten damit durch verdeckte Aktionen so früh und so fern der eigenen Grenzen wie möglich zerstört werden. Das sei immer noch besser, als sie im Gazastreifen oder im Süd-Libanon mit Bodentruppen unschädlich zu machen.

Meinung

"Aufgabe"der UN-Truppen

Von SZ-MitarbeiterinSusanne Knaul

Seit dem Krieg mit Israel 2006 ist im libanesischen Grenzbereich ein UN-Truppenaufgebot im Einsatz, das keine andere Aufgabe hat, als den Waffenschmuggel an die libanesische Hisbollah aufzuhalten. Nichtsdestotrotz gelang es den Extremisten, ihr Arsenal zu vervielfachen. Würden die 15 000 Soldaten den Auftrag der Vereinten Nationen auch nur annähernd erfüllen, hätte sich der Angriff der israelischen Luftwaffe erübrigt. Es kommt nicht von ungefähr, dass die USA und Europa mit einer Verurteilung des israelischen Angriffs zögern. Denn anders als die Hamas, die den Kampf gegen die Besatzung Palästinas lokal begrenzt, agiert die Hisbollah international. Es ist deshalb im Sinne der USA und Europas, sie an einer Aufrüstung mit Raketen und nicht-konventionellen Waffen zu hindern.

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