Interview „Ausländische Ärzte lösen nicht das Fachkräfteproblem“

Saarbrücken · Der Püttlinger Mediziner, Vorstandsmitglied der Ärztekammer des Saarlandes, sieht erhebliche Sprachprobleme in Kliniken – gerade auf dem Land.

 Allgemeinmediziner Dr. Eckart Rolshoven

Allgemeinmediziner Dr. Eckart Rolshoven

Foto: Eckart Rolshoven

In saarländischen Krankenhäusern hat sich die Zahl der zugewanderten Ärzte verdoppelt. Den Fachkräftemangel werden sie aber nicht lösen, sondern womöglich neue Probleme schaffen, warnt der Püttlinger Allgemeinmediziner Dr. Eckart Rolshoven.

Herr Rolshoven, im Saarland gibt es immer mehr ausländische Ärzte. Warum ist das so?

ROLSHOVEN Das liegt an einem Personalmangel. Die Ärztezahlen sind in den letzten Jahren gestiegen, aber die Arbeitsstunden gehen zurück. Dadurch ist in ganz Deutschland ein faktischer Ärztemangel entstanden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Einerseits hat die Zahl der Frauen im Ärzteberuf zugenommen, die nach einer Schwangerschaft oftmals in einem Teilzeitverhältnis arbeiten. Ein weitere Punkt sind die Arbeitszeitveränderungen der letzten Jahre. Die Anwesenheitszeit der Ärzte in den Kliniken ist gegenüber den letzten 20 Jahren sehr deutlich zurückgegangen. Zum Beispiel muss ein Arzt nach einer Nachtschicht nach Hause gehen, gemäß der geänderten Arbeitszeitgesetze. Die entstanden Lücken werden nun mit ausländischen Ärzten gefüllt, die nach solchen Stellen nachfragen.

Sind davon nur Klinken auf dem Land betroffen oder auch in den Städten?

ROLSHOVEN Die Zahl an ausländischen Ärzten in Kliniken ist saarlandweit gestiegen. Aber es gibt mit Sicherheit einen Unterschied zwischen der Uniklinik und einem Krankenhaus in Losheim oder Wadern. Deutsche Ärzte sind bundesweit gefragt. Sie suchen sich oftmals in Ballungsgebieten, die für sie und ihre Familien geeignet sind, eine passende Stelle, so dass der Mangel in den ländlichen Gebieten am ehesten auffällt. Ausländer, die nicht so viele Wahlmöglichkeiten haben und froh sind, dass sie einen Job haben, füllen dann die Stellen auf dem Land aus.

Ausländische Ärzte könnten doch den Fachkräftemangel lösen?

ROLSHOVEN Ausländische Ärzte lösen sicher nicht das Fachkräfteproblem. Es ist eher eine problematische Lösung, eben wegen der manchmal auch durchaus schwierigen Kommunikation. Aber die Politik sagt immer wieder, dass die Zahlen der Medizinstudenten nicht angehoben werden können, denn die Studienplätze seien zu teuer, um diese zu erhöhen. Die Bundesärztekammer fordert jedoch eine höhere Zahl an Medizinabsolventen, die unter dem Gesichtspunkt des Fachkräftemangels durchaus berechtigt ist. Dazu kommt noch die Problematik, dass wir in großer Zahl Ärzte beispielsweise aus Griechenland abziehen, die dort ebenfalls gebraucht werden.

Ist Sprache da ein Problem?

ROLSHOVEN Ich halte das Kommunikationsproblem schon für groß. Darauf ist bereits auch reagiert worden, indem das Niveau der Sprachprüfung erhöht worden ist. Aber ich glaube, dass da immer noch Luft nach oben ist. In Deutschland wird zwar die Medizin geprüft aber die Kommunikationsfähigkeit hängt nicht direkt da dran. Das heißt, wir nehmen Leute auf, die durchaus noch Lücken in ihren Sprachkenntnissen haben. Und in einem Fach wie Medizin, wo die Kommunikation unverzichtbar ist, ist das ein großes Problem.

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