Unterricht nicht nur für Kinder

Als Leiter der städtischen Musikschule sind Sie ausgesprochen umtriebig: Anfang des Jahres gingen Sie mit Ihrer Idee "Jedem Kind ein Instrument" an die Öffentlichkeit

Als Leiter der städtischen Musikschule sind Sie ausgesprochen umtriebig: Anfang des Jahres gingen Sie mit Ihrer Idee "Jedem Kind ein Instrument" an die Öffentlichkeit. Was ist das Ziel dieser Initiative?Thomas Kitzig: Wir sind eine öffentliche Einrichtung, werden unter anderem von der Bürgerschaft der Stadt Saarbrücken finanziert und müssen unsere Mittel daher so effizient wie möglich einsetzen. Dazu bedarf es einer klaren inhaltlichen Ausrichtung. Wir haben gesagt: Wir möchten, dass in dieser Stadt jedes Kind die Chance hat, ein Instrument zu lernen. Chance heißt, dass es nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen darf, ob ein Kind ein Instrument lernen kann oder nicht. Deshalb gehen wir mit unseren Angeboten auf die Grundschulen zu, weil wir dort wirklich alle Kinder erreichen. Auch vor dem Hintergrund der bildungspolitischen Entscheidungen - Stichwort G 8 und Ganztagsschulen - ist die Kooperation mit den allgemein bildenden Schulen für uns als Musikschule sehr wichtig.Am 24. September startet die Musikschule eine neue Veranstaltungsreihe "Musikschule im Gespräch". Ist das ein Zeichen dafür, dass sich die Musikschule nicht als "geschlossene Institution" begreift, sondern durchaus auch musisch-kulturelle Akzente setzen will?Kitzig: Ja, wir möchten im Dialog sein mit vielen, die sich in dieser Stadt für Kultur interessieren und möchten mit dieser Veranstaltungsreihe etwas vorantreiben. Ich bin sehr froh, dass der Förderverein der Musikschule diese Veranstaltungen unterstützt. Dabei wird es um ganz unterschiedliche Themen gehen. Das sind zum einen unsere aktuellen Projekte an den Grundschulen und im vorschulischen Bereich. Wir werden uns aber auch mit der Frage beschäftigen, inwiefern wir angesichts der demographischen Entwicklung auch Erwachsenen Angebote machen können. Außerdem möchten wir Anregungen geben, was die städtische Musikgeschichte anbelangt und dazu beitragen, die regionale Identität zu stärken. Der 1819 in Schafbrücke geborene Komponist Théodore Gouvy zum Beispiel ist völlig in Vergessenheit geraten und sollte in Saarbrücken zu Ehren kommen.Ihre Vision, jedem Grundschulkind die Chance zu geben, ein Musikinstrument zu erlernen, ist in Nordrhein-Westfalen bereits Wirklichkeit. Die dortige CDU-Landesregierung hat tief in die Tasche gegriffen, um das Projekt zu realisieren. Sehen Sie eine Chance, die saarländische Landesregierung für das Saarbrücker Projekt mit ins Boot zu holen? Kitzig: Da müsste man die Landesregierung fragen, wie sie dazu steht. Natürlich wäre es erstrebenswert, dass sich das Land in dieser Richtung stärker engagiert. Davon würde Saarbrücken profitieren, aber auch die Musikinstitutionen in diesem Land. Denn der reguläre Musikunterricht an Schulen ist ja ein allgemeiner Musikunterricht und kein Instrumentalunterricht, wie ihn die Musikschule anbietet.Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es derzeit für Musikprojekte an Grundschulen?Kitzig: Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Das sind zum einen Elternbeiträge, zum anderen aber auch Projekt-Mittel des Landes, Gelder von Fördervereinen, von Sponsoren oder einer Stiftung, die zu diesem Zweck eingerichtet werden könnte. Wir als Musikschule sehen uns als Berater der Schulen: Welches Angebot können wir machen und wie kann man das im Einzelfall finanzieren? Es gibt Schulen, an denen fast alles über Elternbeiträge finanziert werden kann. An anderen Schulen ist das nicht möglich. In den letzten drei bis vier Jahren hat die Musikschule Spenden in Höhe von rund 90000 Euro für Projekte an Grundschulen eingeworben.

Auf einen BlickAm 24. September startet die Veranstaltungsreihe "Musikschule im Gespräch". Im Rahmen der Reihe möchten Musikschulleiter Thomas Kitzig und Friedrich Spangemacher (Saarländischer Rundfunk, Mitglied im Vorstand des Fördervereins der Musikschule) einer breiten Öffentlichkeit Gäste und aktuelle Musikprojekte vorstellen. Zur Premiere kommen am Mittwoch, 24. September, 19 Uhr, folgende Gäste in den Rathausfestsaal: Professor Thomas Krämer (ehemaliger Rektor der Hochschule für Musik Saar), Matthias Pannes (Verband deutscher Musikschulen/Bonn), Gustav Rivinius (Professor an der Hochschule für Musik Saar). Auch musikalisch möchte die Reihe Impulse setzen. So stehen am 24. September Klavierstücke und Lieder des 1918 in Saarbrücken geborenen Komponisten Théodore Gouvy auf dem Programm. Es spielen Christian Heib (Bass), Ivette Kiefer (Klavier), Gustav Rivinius (Violoncello) und das Trio "Jazz à la française" mit Hemmi Donie (Piano), Thomas Thiel, Kontrabass) und Rolf Seel (Schlagzeug). Weitere Informationen unter Tel. (0681) 9 05 21 82. rae

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