Neue Zahlen belegen Zunahme der Armut im Saarland

Saarbrücken. Im Saarland gibt es heute deutlich mehr arme Menschen als noch vor einigen Jahren. Diesen Schluss legen Antworten der Landesregierung auf eine große Anfrage der SPD nahe. Danach ist die Zahl jener Kinder, die Familien von Sozialhilfe- oder Hartz-IV-Empfängern angehören, von 14673 Ende 2002 auf 27363 Ende 2006 gestiegen

Saarbrücken. Im Saarland gibt es heute deutlich mehr arme Menschen als noch vor einigen Jahren. Diesen Schluss legen Antworten der Landesregierung auf eine große Anfrage der SPD nahe. Danach ist die Zahl jener Kinder, die Familien von Sozialhilfe- oder Hartz-IV-Empfängern angehören, von 14673 Ende 2002 auf 27363 Ende 2006 gestiegen. Der Anteil dieser Kinder und Jugendlichen an allen Minderjährigen stieg damit von 7,8 auf 16,0 Prozent. Der Hauptgrund hierfür ist ganz offenkundig die Einführung von Hartz IV Anfang 2005.Im Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung heißt es dazu, die Hartz-IV-Reform habe einen Beitrag zur Reduzierung der "Dunkelziffer" geleistet. Ehemalige Bezieher von Arbeitslosenhilfe, die früher unter dem Existenzminimum lagen, aber ergänzende Sozialhilfe nicht in Anspruch nahmen, hätten von der Reform profitiert. Andererseits gebe es jedoch "Hinweise darauf", dass Hartz IV "im Durchschnitt zu einer Minderung der Einkommen ehemaliger Arbeitslosenhilfe-Empfänger führte".

Wie SPD-Fraktionsvize Cornelia Hoffmann-Bethscheider unter Berufung auf die Bundesagentur für Arbeit mitteilte, liegt die Hartz-IV-Quote, also der Anteil der Hartz-IV-Empfänger an der Gesamtbevölkerung, im Saarland bei 10,4 Prozent und damit deutlich höher als im Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer, der bei 8,9 Prozent liegt.

Die Grünen verwiesen gestern auf den neuen Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, zur "Lage der Kinder in Deutschland". Daraus ergibt sich, dass im Saarland jeder fünfte Minderjährige arm oder armutsgefährdet ist. Nur Ostdeutschland und Bremen weisen danach eine noch höhere "Armutsrisikoquote" als das Saarland auf. Als arm oder armutsgefährdet gelten alle Personen, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des bundesdeutschen Medians (Mittelwerts) beträgt.

Das durchschnittliche Nettoeinkommen pro Einwohner ist im Saarland zwischen 2003 und 2006 von 1137 auf 1090 Euro gefallen, wie die Landesregierung in ihrer Antwort auf die SPD-Anfrage weiter mitteilte. Die Zahl der Empfänger der Grundsicherung für über 65-Jährige im Land ist danach von 4051 in 2003 auf 5642 in 2006 gestiegen. Die Höhe der Grundsicherung entspricht etwa dem Sozialhilfe-Niveau. nof

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