Heftige Kritik an Erdogans Äußerungen zu Zionismus

Ankara/Wien. US-Außenminister John Kerry hat bei seinem Antrittsbesuch in Ankara eine antizionistische Äußerung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan offen kritisiert. Kommentare Erdogans, der in einer Rede Zionismus mit Faschismus gleichgesetzt hatte, erschwerten Bemühungen um eine Friedenslösung im Nahen Osten, sagte Kerry am Freitag vor Journalisten

Ankara/Wien. US-Außenminister John Kerry hat bei seinem Antrittsbesuch in Ankara eine antizionistische Äußerung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan offen kritisiert. Kommentare Erdogans, der in einer Rede Zionismus mit Faschismus gleichgesetzt hatte, erschwerten Bemühungen um eine Friedenslösung im Nahen Osten, sagte Kerry am Freitag vor Journalisten. Er habe aber die Hoffnung, dass die Türkei und Israel ihren Streit lösen und wieder an ihre einst guten Beziehungen anknüpfen.Bei einer UN-Konferenz der "Allianz der Zivilisationen" in Wien hatte Erdogan gestern zum Thema Islamfeindlichkeit gesagt: "So wie das für Zionismus, Antisemitismus und Faschismus gilt, ist es unerlässlich, Islamphobie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu betrachten." An der Konferenz der von der Türkei mitbegründeten Allianz hatten Vertreter aus vielen arabischen Staaten teilgenommen. Die Äußerungen seien beleidigend und falsch, sagte ein ranghoher Diplomat aus der Delegation Kerrys: "Es ist offensichtlich, dass wir dazu eine stark andere Meinung haben." Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte Erdogans Worte scharf. "Dies ist eine dieser finsteren und verlogenen Äußerungen, von denen wir dachten, dass sie der Vergangenheit angehören", teilte Netanjahu auf seiner Internetseite mit.

SPD-Chef Sigmar Gabriel nannte die Äußerungen Erdogans "verheerend". Der Zentralrat der Juden in Deutschland bezeichnete sie als "verletzend, verstörend und vergiftend". Der Vorsitzende Dieter Graumann sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Mit diesem Ungeist von judenfeindlicher Aggressivität ist es schwer vorstellbar, wie dieser Mann die Türkei jemals in die EU führen will. So öffnet Herr Erdogan die Schleusen von Hass und verschließt die Türen nach Europa - und das ist mehr als schade."

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete es als unglücklich, dass solche verletzenden und spalterischen Bemerkungen ausgerechnet bei einem Treffen gefallen seien, bei dem es um verantwortungsvollen Führungsstil gehe. Wenn ihm die Äußerung Erdogans richtig übersetzt worden sei, sei diese nicht nur falsch, sondern stünde auch im Widerspruch zu den Prinzipien der "Allianz der Zivilisationen", erklärte Ban. dpa

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