Hat Sarkozy Arbeitsmarktreform seiner Partei torpediert?

Paris. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy soll 2006 mit zum Scheitern einer von seiner Partei geplanten Arbeitsmarktreform beigetragen haben, um seinen Erzrivalen Dominique de Villepin zu schwächen. Das enthüllte jetzt einer der Anführer der wochenlangen Proteste gegen die geplante Reform. De Villepin war damals Premierminister, Sarkozy Innenminister

Paris. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy soll 2006 mit zum Scheitern einer von seiner Partei geplanten Arbeitsmarktreform beigetragen haben, um seinen Erzrivalen Dominique de Villepin zu schwächen. Das enthüllte jetzt einer der Anführer der wochenlangen Proteste gegen die geplante Reform. De Villepin war damals Premierminister, Sarkozy Innenminister. Beide hatten Ambitionen, bei den Präsidentschaftswahlen ein Jahr später anzutreten. Der durch die drei Monate dauernde Protestbewegung geschwächte Villepin hatte nach dem Scheitern des von ihm angestoßenen Reformplan dann aber auf eine Kandidatur verzichtet. Wäre das Vorhaben umgesetzt worden, hätten Arbeitnehmer, die jünger als 26 sind, in den ersten beiden Jahren einer neuen Anstellung ohne Angabe von Gründen entlassen werden können. Gewerkschaften, Schüler und Studenten hatten dagegen wochenlang protestiert und die Regierung so in Atem gehalten. Sie zog die Pläne deshalb zurück. Sarkozy, damals Innenminister, habe ihn damals aufgefordert, mit den Protesten nicht nachzulassen, erklärte der damalige Chef der Vereinigung französischer Studenten, Bruno Juillard, jetzt in einem Interview. "Sarkozy hat mich nach einer Demonstration angerufen und mir gesagt, dass er der erste sei, der mich unterstützte", sagte er. Damals hätten ihre Interessen übereingestimmt, denn Sarkozy habe das Scheitern de Villepins gewollt, er das Scheitern der Reform. Der Elysée-Palast wollte die Informationen nicht kommentieren. De Villepin muss nächstes Jahr wegen Rufmords an Sarkozy vor Gericht. Laut Anklage soll de Villepin zugelassen haben, dass Sarkozy im Zusammenhang mit der Clearstrem-Affäre unter Verdacht geriet, Schmiergelder aus Waffengeschäften erhalten zu haben. wü

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