Gutes Auskommen durch zusätzliches Einkommen

Die Renten steigen, doch nicht genug, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten. Die Bürger müssen privat vorsorgen. Zugleich gehen immer mehr Menschen zwischen 60 und 64 Jahren arbeiten. SZ-Korrespondent Stefan Vetter beantwortet Fragen zum neuen Rentenversicherungsbericht und einem Sonderbericht.

Wer erhält wie viel Rente?

Laut Rentenversicherungsbericht haben sich die durchschnittlichen Monatsrenten aus der gesetzlichen Rentenversicherung in den letzten drei Jahren von 741 Euro auf 760 Euro erhöht. Männer bekamen Mitte 2013 im Schnitt eine Rente von 994 Euro . In den neuen Ländern waren es 1046 Euro , in den alten 982 Euro . Deutlich größer ist der Unterschied bei den Frauen. Weil in der DDR mehr Frauen einen Beruf ausübten, kamen sie im Osten auf eine monatliche Rente von 749 Euro , Frauen im Westen nur auf 522 Euro .

Wie steht es um die Gesamteinkommen?

Die gesetzliche Rente allein sagt häufig nur wenig über die Lebensverhältnisse von Senioren aus. Berücksichtigt man auch Betriebsrenten und weitere Einkünfte wie etwa Vermietungen, ändert sich das Bild. Unter dem Strich erzielte ein westdeutsches Rentner-Ehepaar im Jahr 2011 ein monatliches Nettoeinkommen von durchschnittlich 2510 Euro , während es im Osten nur 2016 Euro waren. Die monatlichen Gesamtbezüge für alleinstehende Frauen lagen bei 1302 Euro (West) beziehungsweise 1219 Euro (Ost). Zusätzliche Einkünfte spielen in den alten Ländern also eine wesentlich größere Rolle als in den neuen. Im Osten stammen deshalb auch 91 Prozent der monatlichen Bezüge aus der gesetzlichen Rente. Im Westen sind es nur 58 Prozent.

Sind die Renten solide finanziert?

Ja und nein. Wegen der guten Konjunkturlage wird die Rentenkasse zum Jahresende über ein stattliches Finanzpolster von 33,5 Milliarden Euro verfügen. Davon könnten sämtliche Renten 1,8 Monate lang finanziert werden. Nach geltendem Recht muss der Rentenbeitrag gesenkt werden, wenn die Schwelle von 1,5 Monatsausgaben überschritten wird. Die Regierung hat deshalb gestern auch beschlossen, den Beitrag zum 1. Januar 2015 von 18,9 auf 18,7 Prozent zu reduzieren. Insbesondere wegen der zusätzlichen Rentenverbesserungen für Mütter und langjährig Versicherte (Rente mit 63) schmilzt die Rücklage aber wie Schnee in der Sonne. Nach den Vorausberechnungen werden es Ende 2018 nur noch 8,7 Milliarden Euro sein. Spätestens dann muss auch wieder der Rentenbeitrag steigen - nach der aktuellen Prognose auf bis zu 19,6 Prozent im Jahr 2019.

Wie auskömmlich ist die Rente?

Auch wenn der aktuelle Rentenversicherungsbericht für die kommenden Jahre zum Teil kräftige Rentenzuwächse vorhersagt - allein 2016 winkt ein sattes Plus von 4,5 Prozent im Westen und 4,6 Prozent im Osten -, so sollte man sich nicht täuschen lassen: Das Rentenniveau, also die Rente eines sogenannten Eckrentners, der 45 Jahre lang immer durchschnittlich verdient hat, wird auch in Zukunft gemessen am jeweils aktuellen Durchschnittseinkommen sinken. Derzeit liegt das Rentenniveau noch bei 48 Prozent. Im Jahr 2028 werden es nur noch gut 44 Prozent sein. Dieses Niveau reicht auch nach Ansicht der Bundesregierung nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu sichern. Deshalb müssten die Bürger privat vorsorgen.

Wozu braucht es einen Sonderbericht zur Lage der Älteren?

Die Regierung ist nach dem Gesetz zur schrittweisen Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre verpflichtet, alle vier Jahre einen Bericht zu erstellen, ob diese Maßnahme weiter vertretbar ist. In der aktuellen Vorlage rechtfertigt die Regierung ihr Festhalten an der Rente mit 67 unter anderem mit der Einschätzung, dass Ältere "heute gesünder und besser ausgebildet" seien als früher. Auch sei bereits fast die Hälfte der 60 bis 64-Jährigen in irgendeiner Form erwerbstätig. "Immer mehr Beschäftigte erleben, dass ihre Erfahrung und ihr Wissen auch im Alter noch gefragt sind", heißt es in dem Bericht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort