Grüne Göring-Eckardt an der Spitze der EKD-Synode

Würzburg. Die Wirtschaftskrise ist für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine Herausforderung in Zeiten eigener großer Umwälzungen: Mit Reformen will sie sich fit machen für eine Zukunft in einer oft entkirchlichten Welt, in der die Zahlen der Gläubigen und die Finanzen schrumpfen

Würzburg. Die Wirtschaftskrise ist für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine Herausforderung in Zeiten eigener großer Umwälzungen: Mit Reformen will sie sich fit machen für eine Zukunft in einer oft entkirchlichten Welt, in der die Zahlen der Gläubigen und die Finanzen schrumpfen. Auf ihrer Synode in Würzburg am Wochenende entdeckte die Kirche die Krise als Chance, sich wieder stärker als Verfechter sozialer Gerechtigkeit und moralischer Werte zu beweisen. Nun sei die Kirche gefragt, den Menschen Halt zu bieten, sagten viele der Kirchenparlamentarier. Ob so aber wieder mehr Menschen Verwurzelung in den Kirchengemeinden finden, zweifelte so mancher an. Zum Start der sechsjährigen Amtszeit des Kirchenparlaments kündete die Wahl der 43 Jahre alten Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne, Foto: epd) zur Vorsitzenden der Synode einen Generationenwechsel an. Jüngere Menschen sind nicht nur in den Leitungsstrukturen in der Unterzahl, auch in den Gemeinden bröckelt oft der Nachwuchs weg. Vehement pochten die Synodalen in Würzburg daher auf eine Stärkung des Religionsunterrichts, auch wenn die Bürgerinitiative Pro Reli in Berlin mit diesem Ansinnen gerade gescheitert war. In einer Zeit, in der viele Eltern ihren Kindern über Religion nichts mehr erzählen können, werden Tagesstätten und Schulen für die Kirche als Ort religiöser Erziehung wichtiger. Wer als Steuermann der evangelischen Kirche im Herbst die Nachfolge des Berliner Bischofs Wolfgang Huber (66) an der EKD-Spitze antritt, blieb in Würzburg noch offen. Mit der als Favoritin oft genannten Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann (50), stände das zweite Schwergewicht der Protestanten parat, das zugleich frischen Wind verspricht. Huber stellte klar, dass mit der Wahl von Göring-Eckardt das Aufrücken einer weiteren Frau in ein kirchliches Spitzenamt keineswegs behindert ist. Mehr wollte er zu seiner Nachfolge nicht sagen. Gelegt hat sich inzwischen die meiste Aufregung über Hubers Reformpläne für die Kirche, die nach ihrer Vorstellung 2006 auf Widerstand stießen. Die Kirche müsse Strukturen straffen, Landeskirchen und Gemeinden zusammenlegen und nicht an jeder Dorfkirche festhalten, hatte Huber gefordert. Stattdessen müssten Gottesdienste ansprechender und das protestantische Profil erkennbarer werden. Mit Bildung einer neuen Landeskirche in Mitteldeutschland und der Weichenstellung für eine große Nordkirche sind erste Schritte gesetzt. Überwunden wurde in Würzburg auch eine innerkirchlich beachtliche Hürde: Erstmals tagte die EKD-Synode gemeinsam mit den Leitungsgremien der lutherischen und unierten Kirchen.

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