Geiselnahme in Algerien endet mit über 80 Toten

Algier/Berlin. Das Geiseldrama in der algerischen Wüste hat mindestens 80 Menschen das Leben gekostet und international Bestürzung ausgelöst. Die USA, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Deutschland machten die Terroristen, die ein Gasfeld tagelang besetzt und Hunderte Geiseln genommen hatten, für das Blutbad verantwortlich

Algier/Berlin. Das Geiseldrama in der algerischen Wüste hat mindestens 80 Menschen das Leben gekostet und international Bestürzung ausgelöst. Die USA, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Deutschland machten die Terroristen, die ein Gasfeld tagelang besetzt und Hunderte Geiseln genommen hatten, für das Blutbad verantwortlich. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte, die Geiselnahme zeige die Grausamkeit der Islamisten. Deutsche waren nach offiziellen Angaben nicht unter den Geiseln.Einen Tag nach dem blutigen Ende der Terroraktion fanden algerische Spezialeinheiten gestern weitere 25 Tote in der Gasförderanlage In Amenas im Osten des Landes. Das berichtete der algerische Sender Ennahar unter Berufung auf Sicherheitskreise. Im algerischen Radio zeigte sich Kommunikationsminister Mohamed Said "sehr besorgt", dass die Zahl der Opfer weiter nach oben korrigiert werden müsse. Zuletzt war unter anderem noch das Schicksal mehrerer britischer und norwegischer Geiseln unklar.

Unterdessen hat die Bundesregierung Mali weitere Hilfe für den Kampf gegen die Islamisten zugesagt. Deutschland sei dazu bereit, Westafrika auch finanziell bei dem Einsatz zu unterstützen, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) gestern. Neben der logistischen Unterstützung beim Transport afrikanischer Truppen nach Mali wolle sich Deutschland an der EU-Trainingsmission beteiligen, erläuterte Westerwelle. Zudem werde Deutschland bei der Geberkonferenz Ende des Monats in Äthiopien denjenigen Staaten finanzielle Zusagen machen, die sich an dem Einsatz der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas in Mali beteiligten.Neben Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hatten am Wochenende weitere Abgeordnete von CDU, SPD und Grünen die bisherige Unterstützung für den französischen Militäreinsatz in Mali als unzureichend kritisiert. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, der CDU-Politiker Ruprecht Polenz, forderte, die Unterstützung Deutschlands nicht auf das bisher Zugesagte zu beschränken. Der Grünen-Politiker Omid Nouripour sagte: "Deutschland kann erheblich mehr tun als zwei Transall-Maschinen zur Verfügung zu stellen." Ein Kampfeinsatz in Nord-Mali würde die Bundeswehr allerdings massiv überfordern. Der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold sagte, die Bundeswehr müsse in Mali möglicherweise auch andere Flughäfen anfliegen oder auch militärisches Gerät transportieren. 59 Prozent der Deutschen wollen laut einer Emnid-Umfrage nicht, dass sich die Bundeswehr in Mali militärisch engagiert. dpa

Meinung

Erst am Anfang?

Von SZ-MitarbeiterRalph Schulz

Die Geiselnahme auf dem Gasfeld in der algerischen Wüste endete mit einer Horrorbilanz. Die Zahl der Toten, darunter viele westliche Geiseln, steigt immer weiter. Die Welt erlebte gerade die schlimmste Terrorattacke im nördlichen Afrika seit wenigstens zehn Jahren. Es wurde einmal mehr klar, dass islamistische Terroristen aus dem Dunstkreis Al Qaidas die größte Gefahr für die Sicherheit in der Sahara-Region wie auch Europas sind.

Die Folgerung daraus ist, dass der Kampf gegen den internationalen Terror, trotz großer Anstrengungen, noch lange nicht gewonnen ist - vielleicht sogar gerade erst begonnen hat. Und dass die zivilisierten Staaten in der Abwehr dieser Terrorgefahr für Demokratie und Freiheit noch mehr zusammenstehen müssen. Dazu gehört, dass die Sicherheit im Zweifelsfalle auch außerhalb Europas verteidigt wird.

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