Frankreichs neue Strategie gegen Terror

Paris · Knapp zwei Monate vor der Fußball-EM stellt Frankreichs Innenminister die Weichen für eine neue Anti-Terror-Strategie: Spezialeinheiten sollen übers ganze Land verteilt werden.

Frankreich will sich mit einer engeren Zusammenarbeit seiner Polizei-Spezialeinheiten und ihrer besseren Verteilung im ganzen Land effektiver vor drohenden Anschlägen schützen. Die Elite-Einheiten müssten bei Anschlägen "unverzüglich eingreifen" können, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve gestern bei der Vorstellung einer neuen nationalen Einsatzstrategie für die Spezialkräfte.

So sollen sieben neue Standorte für Elite-Einheiten in Frankreich eingerichtet und das Personal aufgestockt werden. Mit der neuen Strategie reagiert Frankreich knapp zwei Monate vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft auf die islamistischen Anschläge des vergangenen Jahres. "Bei Massenmorden töten Terroristen in den ersten Minuten die meisten Menschen", sagte Cazeneuve in Paris . "Wir müssen deswegen so schnell wie möglich reagieren, wie wir auch ständig mit der Möglichkeit eines solchen Angriffs rechnen müssen."

Um besser in der Fläche vertreten zu sein, kündigte Cazeneuve die Eröffnung von landesweit drei neuen Standorten der Polizei-Einheit Raid an, die in etwa mit der GSG 9 der Bundespolizei vergleichbar ist. Die Spezialeinheit Eingreifgruppe der nationalen Gendarmerie (GIGN) soll vier neue Stützpunkte bekommen. Das Personal der Pariser Elitetruppe Such- und Eingreifbrigade (BRI) soll auf 200 verdoppelt werden. Während der Raid bislang für größere Städte und die GIGN für kleinere Städte und ländliche Gebiete zuständig war, soll diese traditionelle Aufgabenteilung bei schweren Anschlägen wegfallen. Zugleich sagte Cazeneuve den historischen Rivalitäten zwischen den Spezialkräften den Kampf an. "Es ist nicht die Zeit für Konkurrenz zwischen den Einheiten, sondern für Einheit", sagte der Innenminister . Die Spezialkräfte müssten zusammenarbeiten und "die gleichen Ziele verfolgen". Eine gemeinsame Übung von Raid, GIGN und BRI war in der Nacht auf Mittwoch am Pariser Bahnhof Montparnasse geplant. Simuliert werden sollten dabei zeitgleiche Attacken auf mehrere Ziele.

Islamistische Attentäter hatten am 13. November bei Anschlägen in Paris und Saint-Denis 130 Menschen getötet. Seitdem herrscht die ständige Sorge vor weiteren Attacken - insbesondere mit Blick auf die am 10. Juni beginnende Fußball-EM in Frankreich.

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Am RandeVier Wochen nach den verheerenden Anschlägen von Brüssel gibt es neue Terrorwarnungen . Es gebe Informationen, wonach Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Europa geschickt wurden, teilte die zentrale Einrichtung zur Bewertung der Terrorbedrohung (Ocam) gestern in Brüssel mit. Auf der Ferieninsel Mallorca nahm die spanische Polizei einen mutmaßlichen IS-Anhänger fest, der in engem Kontakt zu IS-Anführern in Syrien gestanden haben soll. Der in der Inselhauptstadt Palma lebende Marokkaner habe in Internetforen versucht, Terroristen für den IS anzuwerben, und angeboten, bei der Organisation der Reise in die Konfliktgebiete in Syrien behilflich zu sein. dpa

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