Einladung von Merkel zur Telefonkonferenz

Berlin · Eine persönliche E-Mail der Kanzlerin bekommt ein einfacher Abgeordneter nicht allzu oft. Ausgerechnet während des beispiellosen Cyber-Angriffs auf den Bundestag taucht in den Postfächern von Parlamentariern eine Fake-Mail mit Merkels Namen auf. Zufall?

Während des Hacker-Angriffs auf den Bundestag hat eine gefälschte E-Mail mit dem Absender "Angela Merkel" für Verwirrung unter Abgeordneten gesorgt. Bundestagssprecher Ernst Hebeker bestätigte die Existenz des Schreibens mit dem Betreff "Einladung Telko" - was wohl für Telefonkonferenz stehen soll. Auch er selbst habe es bekommen, sagte Hebeker. "Es ist aber vollkommen unklar, ob diese Mail im Zusammenhang mit dem Cyber-Angriff steht." Zeitgleich seien auch andere verdächtige Mails aufgetaucht - etwa eine vermeintliche Rechnung der Deutschen Telekom. Die "Bild am Sonntag" hatte als erstes darüber berichtet. Nach ihren Informationen war bei dem Hacker-Angriff ein Rechner aus dem Bundestagsbüro der Kanzlerin infiziert worden. Der Computer sei einer der ersten gewesen, bei dem der Trojaner festgestellt worden sei. Die Unbekannten hätten den Namen Merkels für das Versenden infizierter E-Mails benutzt. Zu diesen Informationen sagte Hebeker: "Ich kann das nicht bestätigen." Ein Regierungssprecher äußerte sich ähnlich. Als gewählte Abgeordnete verfügt Merkel auch über ein Büro im Bundestag. Der Cyber-Angriff auf das Parlament läuft seit rund vier Wochen. Das Computersystem wurde nach dem jüngsten Stand der Ermittlungen mit Hilfe von E-Mails angegriffen und mit Schadsoftware infiziert. Den Hackern ist es dabei gelungen, tief in die IT-Infrastruktur des Parlaments vorzudringen.

Nach bisherigen Erkenntnissen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) handelt es sich bei der Schadsoftware um einen Trojaner, der in ähnlicher Form bereits seit Monaten bei Hacker-Attacken in mehreren Ländern zum Einsatz kam. Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass ein Staat hinter dem Angriff steckt.

Auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU ) hat vor der immer größer werdenden Bedrohung durch Cyberattacken gewarnt. Hackerangriffe seien "absehbar eine der größten Herausforderungen für die internationale Sicherheit der nächsten Dekaden", sagte die Ministerin der "Welt am Sonntag". Von der Leyen kündigte an, die Rolle der Bundeswehr bei der Cyberabwehr zu stärken. "Die Bundeswehr kann einen wichtigen Beitrag leisten", sagte die CDU-Politikerin. Das Thema habe bei der Arbeit am neuen Weißbuch für die Bundeswehr , das 2016 fertig sein soll, "hohe Priorität". "Denn die Sicherheitsarchitektur muss mit der Bedrohung Schritt halten", sagte die Ministerin.

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HintergrundMit Firewalls und stets aktualisierter Software schützt sich der Landtag im Saarland gegen Cyber-Attacken. "Alle vom Landtag vorgenommenen IT-Investitionen dienten und dienen letztlich der Erreichung eines bestmöglichen Schutz- und Sicherheitsstandards", teilte Landtagspräsident Hans Ley mit. Das Parlament habe bereits zahlreiche Hacker-Attacken unbeschadet überstanden. Neben der Software setzt der Landtag auch auf die Sensibilisierung der Verwaltungsmitarbeiter. Erneute Angriffe seien angesichts der weltweit steigenden Zahl solcher Attacken nicht auszuschließen, erklärte Ley. Zu den Kosten für die Maßnahmen teilte er nichts mit. dpa

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