Djihad-Union baut Strukturen aus

Düsseldorf. Die als Auftraggeber der terroristischen "Sauerland-Gruppe" bekannt gewordene Organisation Islamische Dschihad-Union (IJU) baut ihre Struktur nach Ansicht des Bundeskriminalamtes (BKA) weiter aus

Düsseldorf. Die als Auftraggeber der terroristischen "Sauerland-Gruppe" bekannt gewordene Organisation Islamische Dschihad-Union (IJU) baut ihre Struktur nach Ansicht des Bundeskriminalamtes (BKA) weiter aus. So unterhält sie derzeit ein Haus mit potenziellen Selbstmordattentätern in Pakistan, veröffentlicht regelmäßig Botschaften im Internet und bildet fünf bis 15-jährige Kinder an Waffen aus, wie eine Sachverständige des BKA gestern im Prozess gegen die "Sauerland-Gruppe" vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf sagte.

Die IJU setze zudem immer häufiger auf Botschaften von deutschen Islamisten, wie dem mit internationalem Haftbefehl gesuchten Neunkircher Eric Breininger (Foto: dpa). Innerhalb von anderthalb Jahren seien zehn Videos des saarländischen Konvertiten im Internet aufgetaucht, sagte die Sachverständige: "Die IJU benutzt offenbar bewusst deutsche Glaubenskrieger, um andere junge Leute für den bewaffneten Kampf zu gewinnen." Breininger sei derzeit Mitglied einer "Märtyrerbrigade", die Selbstmordattentate vorbereite. Das BKA geht davon aus, dass es die Gruppe von willigen Selbstmordattentätern tatsächlich gibt. Sie soll in einem Haus in Pakistan leben.

Deutschland steht laut dem BKA als potenzieller Anschlagsort nach wie vor im Visier der IJU. Allerdings sollen die beiden Anführer der Organisation kürzlich umgekommen und durch Stellvertreter ersetzt worden sein. Die IJU ist laut BKA eine ursprünglich usbekische Terrororganisation, die aber auch in Afghanistan kämpft und dort mit den Taliban kooperiert. Direkte Verbindungen zur Terrororganisation Al Qaida soll sie nicht unterhalten. Ziel der IJU ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaates in Zentralasien.

Laut BKA verfügt die IJU über eine eigene "Medien- und Informationsabteilung". Seit 2007 veröffentlicht sie regelmäßig Botschaften auf zwei Internet-Homepages, deren Internetadresse so viel wie "Zeit zum Sterben" oder "Zeit des Märtyrertums" bedeutet. Bis heute gebe es 90 Beiträge, die der IJU zuzuordnen seien. Die Darstellung sei multimedial sehr vielseitig. Gezeigt würden Interviews, Filme über die Zielsetzung der Organisation und Szenen aus dem terroristischen Ausbildungslager, das auch die vier Angeklagten der "Sauerland-Gruppe" durchliefen.

Die Homepages seien ursprünglich in Istanbul eingerichtet worden, sagte die Sachverständige. Der Server der Seite habe zunächst in den Niederlanden und später in Frankfurt gelegen. Auch die Namen der Verantwortlichen hätten sich mehrmals geändert. Der Internetauftritt sei stets in mehreren Sprachen gehalten. Dies spreche für eine "multinationale" Zusammensetzung der IJU, sagte die Sachverständige.

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