"Diesen Kakao wird die SPD Saar nicht trinken"

Saarbrücken. Sie sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Sie haben in den 70er Jahren die SPD Saar aufgemischt, deren Führung übernommen, dann gemeinsam Wahlen im Saarland gewonnen und das Land 14 Jahre lang regiert. Oskar Lafontaine und Reinhard Klimmt waren politische Zwillinge, Brüder im Geiste, gute persönliche Freunde. Heute gehen beide, die Geschichte ist bekannt, getrennte Wege

Saarbrücken. Sie sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Sie haben in den 70er Jahren die SPD Saar aufgemischt, deren Führung übernommen, dann gemeinsam Wahlen im Saarland gewonnen und das Land 14 Jahre lang regiert. Oskar Lafontaine und Reinhard Klimmt waren politische Zwillinge, Brüder im Geiste, gute persönliche Freunde. Heute gehen beide, die Geschichte ist bekannt, getrennte Wege. Und Klimmt scheut sich nicht (mehr), Freund "Oskar" ordentlich die Leviten zu lesen.Was Lafontaines langjähriger "Ausputzer" in der Süddeutschen zum Besten gibt, kann durchaus als starker Tobak qualifiziert werden. Auch die politischen Gegner von Union oder FDP könnten es kaum deutlicher formulieren: Unzuverlässig sei "Oskar", sein Rücktritt als SPD-Chef, Bundesfinanzminister und Abgeordneter 1999 sei ein "blöder Blackout" gewesen. Aber Lafontaine sei ja "nicht das erste Mal abgehauen". Schon 1990, als er es ablehnte, Bundesvorsitzender der SPD zu werden, sei der "eigentliche, wirklich große Fehler" passiert. Klimmt zeigte sich davon überzeugt, dass Lafontaine (als SPD-Chef) 1994 Bundeskanzler geworden wäre. Und folglich Klimmt Ministerpräsident im Saarland. Das wurde er dann zwar noch, 1998, doch schon ein Jahr später gewann die CDU die Landtagswahl - der Lafontaine-Rücktritt wirkte nach.Auch wenn dies "immer noch schmerzt", weil die Möglichkeit weg sei, "etwas zu bewegen", möchte Klimmt seine Kritik an Lafontaine im richtigen Sinne verstanden wissen. Es gehe ihm um die politische Beurteilung eines Weges, den er (Klimmt) für grundverkehrt halte. Lafontaine bediene falsche Erwartungen, er rede den Rentnern nach dem Mund und kündige das Gegenteil von dem an, was er als Ministerpräsident selbst getan habe. Allerdings: Seine persönliche Wertschätzung und Sympathie gegenüber "Oskar" sei davon nicht berührt. Er verstehe sich auch heute noch als als dessen Freund. Darin unterscheidet sich Klimmt diametral von seinem Nachfolger als SPD-Landeschef, Heiko Maas. Dessen persönliche Beziehung zu Lafontaine ist zerbrochen, seit Lafontaine 2004 ein Comeback in der Saar-SPD anstrebte mit Methoden, die Maas als "rücksichtslos und unsolidarisch" empfand. Kein Wunder, dass Maas seinen alten Förderer deshalb nicht zum Ministerpräsidenten wählen will und würde, selbst wenn die Linkspartei bei der Wahl 2009 im Saarland mehr Stimmen als die SPD holen sollte. Klimmt erklärt, warum Lafontaine "auf keinen Fall" Regierungschef im Saarland werde: Weil die SPD Saar fest entschlossen sei, "den Kakao, durch den er sie gezogen hat, nicht auch noch zu trinken". red/bb

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