Die Fraue hann em Deiwel sei Aarwed gehadd

Soeben erschien der "Muselfränkische Kalenner 2011", herausgegeben vom Verein "Gau un Griis". Auf dem Titelbild ein Foto aus dem Jahr 1930: ein hochbeladener Heuwagen, gezogen von vier Pferden. Auch die Fotos auf den zwölf Kalenderblättern sind Bilder einer bäuerlich geprägten Welt. Wie in den früheren Kalendern ist jedes Blatt einem bestimmten Ort und dessen Mundart gewidmet

Soeben erschien der "Muselfränkische Kalenner 2011", herausgegeben vom Verein "Gau un Griis". Auf dem Titelbild ein Foto aus dem Jahr 1930: ein hochbeladener Heuwagen, gezogen von vier Pferden. Auch die Fotos auf den zwölf Kalenderblättern sind Bilder einer bäuerlich geprägten Welt. Wie in den früheren Kalendern ist jedes Blatt einem bestimmten Ort und dessen Mundart gewidmet. Im "September Herbschmond" ist es der Ort Doolschten - Dalstein mit dem "Spétznummen Doolschter Schoffskepp". Dazu das "Kénnerreimchen: Ji, ji, Péerdchen zou der rouder Millchen / Et Péerdchen dräht en Fillchen / Et Fillchen dräht en Säckelchen / Un et Kéndchen kréit en nau Reckelchen." Die Redensart: "Ich kréin mol keen Aa voll geschloof un keen Maul voll gebeet (sou schwätz déer wou vill ze doun hat)." Im Anhang sind alle Kinderreime, Spitznamen und Redensarten ins Deutsche und Französische übersetzt.

Der Kalender kostet fünf Euro und ist erhältlich im Buchhandel oder bei Gau un Griis, cidex 101, 71 rue principale, 57320 Heining-les-Bouzonville, France.

Einem bestimmten Schema folgt mehr oder weniger auch die Mundartpost Saar, die der Mundartartring Saar vierteljährlich herausgibt. Das neue Heft Nr. 38 erschien bereits Anfang November. Kurz zum Inhalt: Dem Nachruf "Zum Tod von Karl Engel" von Peter Eckert schließt sich eine Erzählung des Verstorbenen an, worin Karl Engel, der Dachdeckermeister "und Poet dazu", über sich selbst berichtet. Es folgt mein Gedicht "Die Greidsjer am Wääschrand" (Die Kreuzchen am Wegrand), das die tödlich endende Heimfahrt junger Leute nach einem Diskobesuch zum Inhalt hat. An wahre Begebenheiten aus seiner Kindheit erinnert sich Harro Wilhelm in seiner Erzählung "In der Leischehall". Als Achtjähriger, der allerdings wie ein Elfjähriger aussah, musste er seinem kriegsversehrten Vater bei der Aufbahrung der Leichen helfen. Die erste Begegnung mit einer Leiche kann er nicht vergessen: "Isch hann drei Daach lang naachds im Bedd gelää unn hann geheild unn gedräämd."

Dieser traurigen Geschichte folgen freundlichere Erinnerungen, so etwa Peter Eckerts Gedicht "Linse Harald", in dem er von seinem "firr annere unsischdbare Freind aus Kinnerdaache" erzählt. Ursula Kerber hat ihre Erzählung "Kénner- béld" (Kinderbild), die mit einer überraschenden Pointe endet, dem heutigen Leben abgelauscht. Relinde Niederländer wirft in dem Gedicht "Määrschehaft" einen kritischen Blick auf die Beziehungen zwischen den Generationen. Adelinde Wolff berichtet vom bäuerlichen Leben ihrer Jugend. Maria Brück und Willi Träm erzählen von menschlichen Schicksalen. Um das Christbäumchen geht es in den Geschichten von Georg Fox und Karin Peter. Marianne Haas-Heckel erzählt von der lothringischen Lichtmess. Peter Stolz hat ein weihnachtliches Volkslied aus Baden in seine Heckendalheimer Mundart umgedichtet. Die Rezepte sind einem handgeschriebenen Kochbuch von 1845 aus St. Wendel entnommen. Christel Keller erklärt dazu: "Vill vun denne Sache kennd mer heid garnimmeh. Zum Beischbiel: Hammeldsunge mid Sardellesòòs. Bis es rischdisch ans Koche gang iss, hann die Fraue erschd em Deiwel sei Aarwed gehadd." Schließlich gibt es im neuen Heft noch meinen Artikel "Die verflixte Mundartschreibung" mit Erklärungen zur Verschriftung von Dialekten.

Das Heft Nr. 38 kostet drei Euro und ist erhältlich im Buchhandel oder bei Ursula Kerber, Taubenweg 16, 66802 Überherrn, Tel.: (0 68 36) 33 96.

Fröhliche Weihnachten!

Hinweis: Fragen und/oder Tipps können Sie per E-Mail an heimat@sz-sb.de schicken.

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