Der CSU-Chef und sein General

München. Diesmal ist Alexander Dobrindt dann doch etwas zu weit gegangen. Der Vorwurf "Falschmünzer" an die Adresse von EZB-Chef Mario Draghi war zu viel - das macht CSU-Chef Horst Seehofer gestern, mit einigen Tagen Verspätung, unmissverständlich klar

München. Diesmal ist Alexander Dobrindt dann doch etwas zu weit gegangen. Der Vorwurf "Falschmünzer" an die Adresse von EZB-Chef Mario Draghi war zu viel - das macht CSU-Chef Horst Seehofer gestern, mit einigen Tagen Verspätung, unmissverständlich klar. Der "Bild"-Zeitung sagt er mit Blick auf seinen Generalsekretär: "Ich denke, er wird diesen Begriff nicht wiederholen." Ein richtiger Rüffel ist das aber auch wieder nicht.Denn ob er nun vorab von Dobrindts umstrittenen Äußerungen vom Wochenende wusste - wovon viele in der CSU ausgehen - oder auch nicht: Seehofer kann es nur recht sein, dass Dobrindt allzu gerne deutlich ausspricht, was der CSU-Chef selbst nicht sagen kann. Immerhin bildet er zusammen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und FDP-Chef Philipp Rösler die Spitze der schwarz-gelben Koalition.

Und da ist, zumal in Sachen Euro, dann doch ein bisschen Zurückhaltung angesagt. Obwohl Seehofer eigentlich selbst einer ist, der sich immer wieder laut und deutlich zu Wort meldet, der nicht einmal vor Koalitionsbruch-Drohungen zurückschreckt. Aber derartig losholzen und -grätschen, wie dies Dobrindt ab und an macht, das kann er nicht.

Dobrindt ist für Seehofer deshalb genau der richtige Mann am richtigen Ort - der Mann fürs Grobe sozusagen. Und Dobrindt ist der richtige Mann, um Seehofers Doppelstrategie ganz geschickt zu verwirklichen: einerseits mit harschen Tönen in Sachen Euro um die Gunst vieler CSU-Stammwähler buhlen, andererseits den fragilen Koalitionsfrieden in Berlin nicht noch stärker gefährden als dies schon der Fall war. Es ist ein andauernder Spagat.

Klar ist: Seehofer hat die Bundestagswahl im kommenden Jahr im Blick - vor allem aber die Landtagswahl. Und da muss nach allgemeiner Einschätzung in der CSU eine zentrale Strategie sein, den Freien Wählern wieder Stimmen abzujagen.

Der CSU-Generalsekretär darf aber eben auch nicht zu weit gehen- ob mit Billigung Seehofers oder nicht. Denn was der CSU-Chef partout nicht will, ist ein dauerhafter Zorn von Kanzlerin Merkel auf die CSU. Deshalb musste Seehofer am Montag schon einschreiten, als die koalitionäre Welle der Empörung über Dobrindt immer weiter anwuchs. Foto: Schmidt/dapd

Foto: Barth/dapd

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