China bekommt Inflation nicht in den Griff

Peking. Die Verbraucherpreise in China steigen trotz staatlicher Eingriffe weiter kräftig an. Im Mai kletterte die Teuerungsrate auf 5,5 Prozent und liegt damit so hoch wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Wie schon in den vergangenen Monaten übertraf die Inflationsrate die Prognosen der meisten Analysten von Banken und Wirtschaftsinstituten

Peking. Die Verbraucherpreise in China steigen trotz staatlicher Eingriffe weiter kräftig an. Im Mai kletterte die Teuerungsrate auf 5,5 Prozent und liegt damit so hoch wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Wie schon in den vergangenen Monaten übertraf die Inflationsrate die Prognosen der meisten Analysten von Banken und Wirtschaftsinstituten. Die Chinesen machen sich zunehmend Sorgen, weil vor allem die Preise für Fleisch, Reis sowie andere Lebensmittel stark steigen. Die Kommunistische Partei befürchtet, dass die Inflationsangst soziale Spannungen anheizen könnte und hält Journalisten deshalb an, in ihren Berichten über die Teuerung stets um Vertrauen für die Maßnahmen der Regierung zu werben.

Um Zweifel an der Handlungsfähigkeit zu entkräften, kündigte Pekings Zentralbank unmittelbar nach Bekanntgabe der Inflationsstatistiken demonstrativ eine weitere Verschärfung der Geldpolitik an. Banken sollen ihre Pflichtreserven noch einmal um ein halbes Prozent erhöhen. Es ist bereits die achte Anhebung der Eigenkapitalquote seit vergangenem Oktober. Einige Analysten rechnen außerdem mit einer weiteren Erhöhung der Leitzinsen, der fünften im gleichen Zeitraum.

Haupttreiber der Teuerung sind die Lebensmittelpreise. Sie stiegen innerhalb der vergangenen zwölf Monate um 11,7 Prozent. Chinas ohnehin knappe landwirtschaftlich genutzte Fläche schrumpft seit Jahren, eine Folge von Verstädterung, Industrialisierung und Umweltverschmutzung. Derzeit führen Dürren in mehreren Provinzen zu zusätzlichen Ernteeinbrüchen.

Chinas Inflation hat aber auch hausgemachte Gründe. Ein großer Teil der Konjunkturanreize, mit denen China in der Finanzkrise die Wirtschaft am Laufen hielt, sind in spekulative Sektoren wie den Wohnungs- oder Aktienmarkt geflossen. Ein weiterer Faktor sind die weltweit hohen Rohstoffpreise. China ist bei Öl, Erzen und anderen Ressourcen stark auf Importe angewiesen. Der daraus entstehende Teuerungsdruck ließe sich durch eine schnellere Aufwertung des Yuan abmildern, doch bisher macht die Zentralbank keine Anstalten dazu.

Ökonomen wie Zhang Zhuoyuan von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften erwarten deshalb, dass die Preise weiter steigen, im Juni womöglich mit einer Rate von sechs Prozent. Andere Experten glauben allerdings, dass die straffe Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte Wirkung zeigen werde. Gleichzeitig rechnen die Analysten mit einer leichten Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. bnt/afp

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