CDU verliert Mehrheit in Thüringen

Erfurt. Nach zehn Jahren Alleinregierung hat die CDU gestern bei der Landtagswahl in Thüringen ihre absolute Mehrheit verloren. Trotz des Minus von gut elf Prozentpunkten will Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) mit der SPD Gespräche über die Bildung einer schwarz-roten Koalition aufnehmen. Einen Rücktritt schloss er aus

Erfurt. Nach zehn Jahren Alleinregierung hat die CDU gestern bei der Landtagswahl in Thüringen ihre absolute Mehrheit verloren. Trotz des Minus von gut elf Prozentpunkten will Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) mit der SPD Gespräche über die Bildung einer schwarz-roten Koalition aufnehmen. Einen Rücktritt schloss er aus. "Es geht ja ums Land - darum, dass wir den Wählerwillen ernst nehmen", sagte er gestern in der ARD. Möglich ist aber auch, dass die CDU von einem rot-rot-grünen Bündnis aus SPD, Linken und Grünen abgelöst wird.

Die Thüringer CDU liegt nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis bei 31,2 Prozent (2004: 43,0). Die SPD kommt mit einem Plus von vier Punkten auf 18,5 Prozent (14,5). Die Linkspartei bleibt mit 27,4 Prozent (26,1) zweitstärkste Kraft. Die FDP kann ihr Ergebnis mehr als verdoppeln und ist mit 7,6 (3,6) erstmals seit 15 Jahren wieder im Landtag. Die Grünen lagen bei 6,2 Prozent (4,5) und konnten ebenfalls nach 15 Jahren wieder ins Parlament einziehen. Die rechtsextreme NPD schaffte den Einzug in den Landtag nicht.

Die bisherige Opposition frohlockt. Linke und SPD sowie die in den Landtag eingezogenen Grünen, die zusammen auf knapp über 50 Prozent kommen, präsentierten sich in Feierlaune. "Das System Althaus ist abgewählt. Ohne und gegen die SPD kann in den nächsten Jahren in Thüringen nicht regiert werden, und wir werden diese Gestaltungsmöglichkeit nutzen", sagte SPD-Chef Christoph Matschie. "Der Politikwechsel ist heute Abend ermöglicht worden", sagte der Spitzenkandidat der Linken, Bodo Ramelow, im ZDF. Und er meldet seinen Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten erneut an.

Zünglein an der Waage ist der 48-jährige Matschie, der sich mit einer Verbesserung des SPD-Ergebnisses um vier Punkte auf mehr als 18 Prozent als eigentlicher Wahlsieger sieht. Er könnte wählen zwischen einem Bündnis mit Ramelow und der Grünen-Spitzenkandidatin Astrid Rothe-Beinlich oder mit Althaus und seiner CDU. Gegen ein Dreierbündnis von Linker, SPD und Grünen spricht jedoch die Festlegung von Matschie, mit der Linken nur dann zu koalieren, wenn er Ministerpräsident wird. dpa/ddp

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